Fusionsgerüchte halten sich hartnäckig. Ob Thyssen-Krupp mit Tata Steel oder Salzgitter zusammengeht, zehntausende Arbeitsplätze würden in der Stahlindustrie und deren Zulieferindustrie wegfallen. Der Stahlbereich, eine von sechs Sparten des Großkonzerns Thyssen-Krupp, beschäftigt zur Zeit noch rund 27 000 Menschen und macht mit knapp 9 Mrd. Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2014/15 ein Fünftel des Konzernumsatzes aus.
Davon arbeiten derzeit noch 13 000 Stahlarbeiter im größten Stahlwerk Europas in Duisburg. Jedenfalls ist Stahl beim ehemaligen Stahlkonzern Thyssen-Krupp ein Auslaufmodell. Er gilt als nicht profitabel genug und zu teuer. Stahlkonzernchef Hiesinger macht Druck. Spricht von „Wertlücken“ zwischen 800 Millionen und 1,6 Milliarden Euro. Dass die Personalkosten um 200 Mio. Euro zu hoch seien, finden die Herren in der Chefetage, schreibt die WAZ am 13. 8. 2016.
Ganz zu schweigen von den angeblich hohen betrieblichen Rentenansprüchen der Mitarbeiter des Thyssen-Krupp-Konzerns. Wenn Tata Steel einstiege, würde die indische Firma wohl auch am liebsten über irgendeinen Deal die Ansprüche auf Betriebsrenten von 130000 tausend Stahlarbeitern los werden. Der Versuch, die Stahlsparte abzutrennen und in ein gemeinsames Unternehmen mit dem Tata-Konzern einzubringen, hätte fatale Folgen – nicht nur im Ruhrgebiet.
Der Tata-Konzern möchte sich aus Großbritannien zurückziehen. Dort wären 15 000 Arbeiter und Angestellte um ihre Existenz gebracht. Rechnet man die Zulieferindustrie dazu, wären 40 000 Arbeitsplätze betroffen. Unsicherheit auch im niederländischen Ijmuiden mit 9 000 Arbeitsplätzen, im süditalienischen Ilva-Stahlwerk bei Taranto mit 14 000 Jobs, und in Dortmund, Bochum und Duisburg mit zigtausend gefährdeten Arbeitsplätzen.
Der von der IG Metall organisierte Aktionstag am 31. August in Duisburg soll ein deutliches Zeichen setzen. „Stahl ist Zukunft“, heißt die Losung. Und: „Gemeinsam für den Erhalt aller Stahlstandorte“. Völlig richtig. Aber man will den Beschäftigten auch weismachen, dass an der Misere die Billigimporte aus China und anderswo schuld sind. Es handele sich um eine Überproduktionskrise, meint dagegen der Präsident des Weltstahlverbandes und Vorstandsvorsitzende des österreichischen Stahlkonzerns Voestalpine, Wolfgang Eder und fordert, die Überkapazitäten abzubauen, in Europa um 30 bis 40 Millionen Tonnen jährlich.
Die Streichung von 85000 Stahlarbeitsplätzen in der EU seit 2008 (ohne die Jobs in der Zulieferindustrie) ist anscheinend noch nicht genug. Und natürlich dürfen die Aktionäre und sogenannten Finanzinvestoren nicht fehlen. Bei Thyssen-Krupp tritt der Hedgefonds Cevian auf, der am liebsten die Sparte Stahl samt Rentenansprüchen versenken würde.
Sozialpläne sind niemals sozial. Abfindungen, Vorruhestandsvarianten, der Verzicht auf Lohn und Gehalt haben noch nirgendwo auf Dauer Arbeitsplätze erhalten.
Schamlos wird versucht, die Belegschaften national und international gegeneinander auszuspielen. Es ist die Pflicht der IG Metall und ihrer Mitglieder, das zu verhindern.
„Die Erfahrungen bei Opel und Ford, aber andererseits auch der Hafenarbeiter aus vergangenen Jahren zeigen, dass der solidarische, gemeinsame Kampf stärkt, während Standortlogik und der Wettbewerb um die kapitalfreundlichsten Ausbeutungsbedingungen uns schwächen“. (Antworten der DKP aus der Krise)
Eine Möglichkeit, den Arbeitsplatzvernichtern und Konzernbossen einen Strich durch die Rechnung zu machen, gibt die Satzung der IG Metall her. Heißt es doch in § 2, Absatz 4 unter Aufgaben und Ziele: „Erringung und Sicherung des Mitbestimmungsrechtes der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen im Betrieb und Unternehmen und im gesamtwirtschaftlichen Bereich durch Errichtung von Wirtschafts- und Sozialräten; Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden Unternehmungen in Gemeineigentum“.
Es ist an der Zeit, der Ideologie der Sozialpartnerschaft eine gehörige Abfuhr zu erteilen und den Kampf um die Arbeitsplätze aufzunehmen.