Die SDAJ Solingen hat die Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeiterjugend in ihrer Stadt beschrieben und kommunale Forderungen entwickelt. In der aktuellen Ausgabe der „Klingenstadt“, der Zeitung der DKP Solingen, hat sie das in einem Artikel zusammengefasst, den wir im Folgenden dokumentieren.
Die gute Nachricht zuerst: Im Vergleich zu ähnlichen Städten ist Solingen eine Kulturoase. Oder besser gesagt: Sie wäre es, wenn nicht viele Kulturstätten von Schließungen betroffen wären. Das „Getaway“ war immer eine Institution, die jedes Wochenende gefühlt die Hälfte aller jungen Leute aus Solingen angezogen hat.
Es wurde 2018 geschlossen. Daneben gibt es unter anderem noch das „Waldmeister“, welches selbstverwaltet ist und ohne die Finanzierung durch die Mitglieder nicht mal die Corona-Pandemie überstehen würde. Auch die Kulturangebote der AWO wie das „Monkeys“ oder das „Rollhaus“ sind noch nicht breit genug und erreichen nicht genügend Menschen. Gründe dafür sind die im Vergleich zu Videoplattformen und -spielen nicht konkurrenzfähigen Einstiegshürden: Zu teuer durch Eintritts- und Getränkepreise, zu langsam durch Anfahrtszeiten mit dem kaputtgesparten ÖPNV, zu wenig interaktiv, da es häufig immer noch ein Privileg von bürgerlichen jungen Leuten ist, selbst ein Instrument zu spielen und ein Musikprojekt samt Proberaum zu finanzieren.
Weitere Gründe liegen in der Lebens- und Lernsituation der jungen Leute: Stress und Leistungsdruck in der Schule, Ausbildung oder Studium fordern die meiste Zeit und Energie ein. In der Leistungsauslesegesellschaft fällt die Wahl zwischen sozialer Aktivität und weiterer Selbstoptimierung für den Arbeitsmarkt immer häufiger auf Letzteres.
Seit Corona ist es für junge Leute noch schwerer geworden, kulturell an der Gesellschaft teilzuhaben: Wegen Ausgangssperren, teilweise sehr unsinnigen anderen Corona-Maßnahmen, keiner Möglichkeit beispielsweise im Fußballverein zu trainieren oder mit der eigenen Band zu proben (während der Lockdowns). Da gerade junge Menschen aus Arbeiterfamilien sich schon vorher nur wenig kulturelle Teilhabe leisten konnten und das durch Corona nochmal erschwert wurde, wird deutlich, dass kulturelle Teilhabe größtenteils vom Geldbeutel der Eltern abhängt.
Schon vor Corona war die Kultursituation insgesamt etwas mau, weil die Stadt nicht genügend an staatlichen Geldern in Kultur investiert hat. Aber wir wollen ja nicht nur vom Ist-Zustand ausgehen, sondern vom Soll-Zustand: Eine Kostenumlage, in die alle Betriebe einzahlen, um Kultur, Soziales und ÖPNV zu schaffen und zu fördern.
Wir fordern daher:
- Möglichkeiten zur Schaffung öffentlicher Jugendzentren unter selbst gestaltetem Betrieb!
- Finanzielle Förderung von selbstverwalteten Kulturprojekten, -initiativen und Jugendzentren!
- Ausbau statt Kürzung bei Bibliotheken, Schwimmbädern, Kunst- und Musikschulen!
- Flächendeckende Versorgung mit kostenfreien Sporteinrichtungen und Schaffung von frei nutzbaren Sportplätzen!
- Kürzungsstopp bei Sportvereinen, stattdessen finanzielle Förderung des Breitensports!