Heute reichen die Vorstellungen von jüdischer Musikkultur meist nicht über Klezmer, jiddische Lieder und die liturgischen Gesänge der Kantoren hinaus. Dabei ist die „jüdische Dimension“, wie der israelische Kunsttheoretiker Moshe Zuckermann die Präsenz des Jüdischen in der Diaspora und im zionistischen Staat bezeichnet, sehr groß und vielfältig. Zugleich ist sie aber auch schwer auszumachen. Das gilt vor allem für die Lebenswelten, in denen Juden assimiliert sind, ausgrenzt werden oder kollektiv von Verfolgung betroffen waren. M&R spürt vergangenen jüdischen Populärkulturen, wie den jiddischen Liedern der Partisanen im Zweiten Weltkrieg, ebenso nach wie jüdischen Einflüssen in der aktuellen Popmusik. Der US-amerikanische Autor Steven L. Beeber erklärt die jüdischen Ursprünge des Punk. Keith Kahn-Harris beleuchtet die Liaison zwischen Judentum und Metal. Wir widmen uns der Verarbeitung der Shoah in der Kunstmusik und experimentellen Musik, z. B. von John Zorn und Meira Asher. Und M&R befragte jüdische Tonkünstler nach ihren Lebens- und Schaffensperspektiven: Weiter in der Diaspora leben oder in den Judenstaat auswandern, dort bleiben oder gehen? Welche Zukunft hat Israel?
Weitere Themen im Heft:
• „Deutsches Miserere“? Vor 50 Jahren fand die Uraufführung von Paul Dessaus Klagegesang über das „blutbesudelte“ Deutschland statt
• Die Ju Percussion Group löst in Taiwan massenhafte Begeisterung aus
• Das Komponisten-Duo Mondo Sangue über verkanntes Musikschaffen – den Kannibalen-Film-Soundtrack
• Sven Helbigs neues Chorwerk „I Eat the Sun and Drink the Rain“
• Suzanne Vega, New Model Army, Norah Jones, Hattler, The Ruts DC, Rome