In der vergangenen Woche beschlossen die Oppositionsparteien in der Nationalversammlung Venezuelas, Präsident Nicolás Maduro habe sein Amt „usurpiert“, die Vereidigung des Staatschefs für eine neue Amtszeit sei deshalb ungültig. Dann präsentierten sie einen Übergangspräsidenten, am vergangenen Montag dann folgte die Meuterei von Angehörigen der Bolivarischen Nationalgarde. Nach Angaben des Verteidigungsministers hatten Soldaten in einem militärischen Stützpunkt Waffen gestohlen und vier Uniformierte als Geiseln genommen. Anschließend hätten sie sich zum Sitz einer Spezialeinheit begeben, wo sie verhaftet und die Waffen sichergestellt wurden.
Für Mittwoch (nach Redaktionsschluss) waren Massenproteste gegen die Regierung angekündigt, die, wenn es nach dem Wunsch der US-hörigen Opposition geht, eskalieren sollen. Venezuela erlebt gerade, wie der abgedrehte Teil der Opposition von der US-Regierung von einem Putschversuch in den nächsten geschubst wird.
Bisher hatte die venezolanische Opposition neben chronischer Unfähigkeit und Unglaubwürdigkeit vor allem ein Problem: Sie haben keinen gemeinsamen Anführer. Das bleibt auch so. Ihr „Übergangspräsident“ Juan Guaidó wurde zwar von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) unterstützt und fand auch gleich Zuspruch aus den USA, Brasilien, Chile, Kolumbien und Puerto Rico, aber, so merkte der venezolanische Außenminister Jorge Arreaza völlig zu recht an, er hat ein kleines Problem: Die Menschen in Venezuela fragen sich, wer das eigentlich sein soll, dieser Juan Guaidó?
Davon unbeeindruckt rief er „Millionen Venezolaner“ und vor allem die Streitkräfte dazu auf, ihn zu unterstützen, damit er das Amt des „Übergangspräsidenten“ ausüben kann.
Es ist nicht der erste von den USA inszenierte Putschversuch in Venezuela, es wird nicht der letzte gewesen sein.
Vorab aus der UZ vom 25. Januar 2019