Vietnams Staatspräsident besucht Deutschland

Investoren anlocken

Von Stefan Kühner

Die Beziehungen zwischen Deutschland und Vietnam sind gut. Vor allem Vietnam will sie weiter verbessern. Dies lässt sich auch an der Größe der Delegation festmachen, die Vietnams Staatspräsident Truong Tan Sang bei seinem Staatsbesuch in Deutschlands begleitete. Mehrere vietnamesische Minister begleiteten den Präsident. Es gab Gespräche mit Bundespräsident Gauck, Kanzlerin Merkel und in Bundesministerien.

Anlass des Besuchs vom 24. bis zum 26.11.2015 war das 40. Jubiläum der Aufnahme der diplomatischen Beziehungen beider Länder. „Ziel des dreitägigen Staatsbesuchs ist die Vertiefung der strategischen Partnerschaft zwischen Vietnam und Deutschland. Diese Partnerschaft soll sich zunehmend entwickeln und dem Interesse beider Völker dienen“, schrieb „Voice of Vietnam“ auf seiner Internetseite.

Vietnam hat großes Interesse an einer Zusammenarbeit in Wissenschaft, Forschung und beruflicher Bildung. Ein während des Besuchs

„Vietnam will,

dass deutsche Unternehmen

ihre Investitionen ausweiten.“

abgeschlossenes Regierungsabkommen soll die Bedingungen für die wissenschaftliche Zusammenarbeit beider Länder verbessern. Dies beinhaltet unter anderem Visa- und Zollerleichterungen für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und den Abbau bürokratischer Hürden bei gemeinsamen Forschungsvorhaben. Schwerpunkte sind die Umwelt- und Meeresforschung. Wie wichtig dieses Thema Vietnam ist, zeigte der vietnamesische Premierminister Nguyen Tan Dung, der kurz vor dem Besuch von Truong Tan Sang in Hanoi den hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst Boris Rhein empfangen hatte. Der vietnamesische Premier lobte, dass Deutschland Vietnam beim Aufbau einer Vietnamesisch-Deutschen Universität geholfen hat. Die Universität in Ho Chi Minh Stadt bietet seit 2008 Studiengänge nach dem deutschen Universitätsmodell vor allem in technischen, naturwissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Fächern an.

Unterstützung bei der Ausbildung erhält Vietnam durch Deutschland auch im Bereich der beruflichen Bildung. Die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) fördert den Aufbau eines Systems der beruflichen Bildung, das sich am Arbeitsmarkt orientiert sowie die Etablierung von praxisnahen Industrieberufen zum Beispiel in der Abwassertechnik und der Mechatronik. Weitere Schwerpunktthemen der internationalen Zusammenarbeit (früher Entwicklungshilfe genannt) sind die Bereiche Bewältigung des Klimawandels, Abwassermanagement, der Ausbau alternativer Energiegewinnung und Verkehrsinfrastrukturen im öffentlichen Verkehr. Mit dabei sind Unternehmen wie SIEMENS, die im U-Bahnbau in Vietnam Fuß fassen wollen.

Am ersten Tag seines Besuchs in Deutschland nahm sich der höchste Repräsentant Vietnam die Zeit, deutsche Freunde zu empfangen. Über 100 Vertreterinnen und Vertreter verschiedener nicht staatlicher Organisationen folgten dieser Einladung. Günter Giesenfeld, Vorsitzender der Freundschaftsgesellschaft Vietnam, erinnerte in einer Rede an die Entstehung der Freundschaftsgesellschaft Vietnam aus der Bewegung gegen die Aggression der USA in Vietnam. Er verwies auf die 39 Jahre andauernde Herausgabe des Viet Nam Kurier mit seinen Beiträgen auf Basis authentischer vietnamesischer Quellen und AutorInnen aus Vietnam. „Bis heute sehen wir es als Aufgabe an, objektiv über Vietnam und seine Kultur und Geschichte zu informieren.“ Weitere Redebeiträge hielten das Vorstandsmitglied der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft Siegfried Sommer, der Bundestagsabgeordnete aus Rostock Peter Stein (CDU), ein Vertreter des Ostasiatischen Vereins (OAV) sowie der neue Botschafter Vietnams Herr Doan Xuan Hung. Als wichtigster Redner ergriff dann seine Exzellenz der Präsident Vietnams Truong Tan Sang das Wort.

In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte er die langen Beziehungen der beiden deutschen Staaten mit Vietnam. Er erinnerte an die Aufenthalte von Ho Chi Minh in Deutschland 1928 (als Beauftragter der Komintern für Westeuropa) und 1957 als Präsident der DRV in der DDR. Truong Tan Sangs besonderer Dank galt der Ausbildung von über 100 000 jungen Menschen in Deutschland in den letzten 50 Jahren. „Viele dieser Menschen stehen heute in wichtigen politischen Positionen. Auch unter den Mitgliedern meiner Delegation sind sie zu finden. Sie können ruhig Deutsch mit ihnen sprechen“ sagte er. Ein besonderes nachhaltiges Hilfsprogramm sei die Initiierung des Kaffeeanbaus in Vietnam durch Experten aus der DDR gewesen. Diese Initiative war der Start, der dazu führte, dass Vietnam zum zweitgrößten Kaffeeerzeuger weltweit wurde. „Deutschland ist für uns heute der wichtigste Partner in der EU. Aus den langen und guten Beziehungen hat sich schließlich die ‚Strategische Partnerschaft‘ entwickelt, die im Oktober 2011 von den Regierungen der beiden Länder unterzeichnet wurde“ erklärte Sang. Mit den Worten „kommen Sie nach Vietnam und besuchen Sie unser Land. Überzeugen Sie sich, wie sich Vietnam entwickelt“ schloss er seine Rede.

Dabei denkt Sang allerdings nicht in erster Linie an Touristen, sondern an Investoren. Die Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen war ein Schwerpunkt des Besuchs der vietnamesischen Delegation. Es geht Vietnam um die Ausweitung von Investitionen deutscher Firmen in Vietnam. Diesem Ziel diente auch ein deutsch-vietnamesisches Unternehmensforum mit führenden Unternehmensverbänden.Stefan Kühner

Unser Autor ist stellvertretender Vorsitzender

der Freundschaftsgesellschaft BRD-Vietnam.

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"Investoren anlocken", UZ vom 4. Dezember 2015



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