Birlikte ist schon Tradition. Wie im vergangenen Jahr kamen anläßlich des 11. Jahrestags des Nagelbombenanschlags mehrere 10 000 Menschen bei schönstem Wetter in die Keupstraße und ihre Umgebung. Am 9. Juni 2004 hatte der „Nationalsozialistische Untergrund (NSU)“ 22 Menschen teilweise schwer verletzt. Am vergangenen Sonntag ging es unter dem Motto „Birlikte – Zusammenleben“ um gemeinsames Feiern, Diskutieren, Gedenken. 30 Bühnen, 500 Künstler, meist kölscher Provenienz. Die Besucher wollten sich aber auch über die Anschlagsserie des NSU, die auffällige Fehlorientierung der Ermittlungen und die staatliche Abschirmung der Nazitäter verständigen.
In der Tat werden immer mehr Verbindungen sichtbar. Gerade erst ist der Ex-Chefin des NRW-Verfassungsschutzes die Ähnlichkeit des Attentäterphantombildes der Kölner Probsteigasse (Dezember 2000) mit dem Mitarbeiter des Verfassungsschutzes Johann Helfer aufgefallen. CDU und Grüne im NSU-Untersuchungsausschuß des Landes kündigten zu Beginn der Woche an, der Sache nachzugehen.
Zunächst war eine Wiederholung von Birlikte nicht vorgesehen, aber die Veranstalter (Stadt Köln, Schauspiel Köln, Amadeu Antonio Stiftung, Arsch huh, Roland Temme Konzerte, IG Keupstraße) und weitere zahlreiche Unterstützer (darunter Ministerium für Arbeit und Ministerium für Familie NRW, die Stadt Köln und städtische Unternehmen, aber auch antifaschistischen Initiativen) waren durch die Ereignisse der letzten Monate, dem Erstarken von Pegida und ihren Ablegern, veranlasst, „wieder ein gemeinsames Zeichen zu setzen gegen Intoleranz und Fremdenhass, gegen religiösen und nationalistischen Terror jedweder Couleur und für eine offene und friedliche Stadtgesellschaft.“
Die Initiative „Keupstraße ist überall“ sorgte im Café Sabahci mit Veranstaltungen wie „V wie Verfassungsschutz“, „Rassismus im Münchner NSU-Prozess“, über den NSU- Untersuchungsausschuss in NRW, nicht zuletzt mit einer Lesung von Esther Bejarano für politische Information.
Es gab kaum ein Durchkommen bei diesem 2. Kölner Birlikte-Fest. Unser Bild wurde in der Keupstraße aufgenommen, ziemlich genau da, wo vor Jahren die Nagelbombe des National-sozialistischen Untergrundes explodierte.