Am Dienstag machte „Spiegel-online“ Hoffnung: „Bei diesen Lebensmitteln sinken jetzt die Preise.“ Die Inflation hatte in den letzten Monaten selbst den Lesern des Hamburger Nachrichtenmagazins das Leben schwer gemacht. Viele Menschen seien auf Discount-Marken umgestiegen. Jetzt macht Lidl die Nudeln 20 Cent billiger. Auch Biomilch soll günstiger werden. Wie bei anderen hochpreisigen Lebensmitteln sei der Absatz eingebrochen, deshalb reagiere der Handel mit Rabatten. Im folgenden Absatz lassen die Autoren einen Experten zu Wort kommen, der die Erwartungen dämpft: Einzelhändler würden noch bis Jahresende die Preise erhöhen. Danach „könnten auch die Nahrungsmittelpreise insgesamt etwas sinken“, wünschelrutet er.
Neu ist das Wegschreiben der Preissteigerungen nicht. Nur eleganter als etwa bei „Bild“. Diese jubilierte am 25. April „Einkauf endlich billiger“. Drei Tage später verkündete sie den „Teuer-Schock“: Inflationsrate bei Lebensmitteln 17,2 Prozent.
Aktueller Anlass für Erfolgsmeldungen sind vermutlich Ergebnisse einer Studie von „Yougov“, die am Wochenende verbreitet wurden. Demnach stößt ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland aufgrund der Preissteigerungen an finanzielle Grenzen. Menschen, deren Haushaltseinkommen unter 2.500 Euro liegt, sind besonders betroffen: fast die Hälfte kann ihre Lebenshaltungskosten derzeit nicht mehr zahlen. Im Januar 2022 waren es laut der damaligen Umfrage „nur“ 17 Prozent.
Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie nicht mal mit der Zahlung des Inflationsausgleichsgelds durch ihre „Arbeitgeber“ rechnen. Der Rest hofft auf eine Gehaltserhöhung. Dass die meisten Gewerkschaften keine tabellenwirksamen Steigerungen vereinbart haben, wird in der Umfrage nicht berücksichtigt. Entspannung ist nur im „Spiegel“ in Sicht.
Fazit: Die Lebenshaltungskosten steigen weiter, während die Löhne stagnieren.