Eine merkwürdige Aussage des Münchener Ifo-Institutes hat den Einspruch des profilierten Armutsforschers Christoph Butterwegge herausgefordert. Das Institut vertrat in seinem Bericht „Zu den Verteilungseffekten der derzeit hohen Inflationsraten“ vom November dieses Jahres die These: „Vielmehr verteuern sich die Warenkörbe der ärmeren Haushalte spätestens seit Mitte des Jahres 2021 deutlich langsamer als die der reicheren Haushalte.“ Butterwegge konterte: „Ich finde es perfide und paradox, wenn man Reiche zu Opfern der Inflation erklärt.“ Arme, Gering- und Normalverdiener seien besonders von den steigenden Preisen betroffen.
Der Ifo-Bericht findet dazu die zynische Formulierung: „Im Falle der ärmsten Haushalte dürfte es ausschließlich zu Mengenanpassungen und damit zu Konsumeinschränkungen kommen, da ihre monatlichen Haushaltsnettoeinkommen im Durchschnitt sogar niedriger sind als ihre Konsumausgaben.“ Butterwegge weist darauf hin, dass es ein häufiger Fehler sei, Arme und Reiche nur über das Einkommen zueinander in Beziehung zu setzen. Knackpunkt der sozialen Ungleichheit sei das Vermögen, über das Arme gar nicht verfügen. Geringe Einkommen gehen komplett für Lebensmittel, Miete und Heizen drauf.
Am Montag hat das Statistische Bundesamt die Inflationsrate für November bekannt gegeben. Danach lagen die Verbraucherpreise im November um 5,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, Nahrungsmittel verteuerten sich um 4,5 Prozent. Damit beschleunigt die hohe Preissteigerung nach Auffassung von Butterwegge eine seit 15 Jahren andauernde Entwicklung, nach der die Bezieher von Hartz IV, gemessen am mittleren Einkommen in Deutschland, immer ärmer geworden sind. „Wer mehr als 5.000 Euro netto im Monat verdient, den bringt es nicht um, wenn seine Lebenshaltungskosten um 4,8 Prozent steigen.“
Nach Angaben des Ifo-Institutes geben die Bezieher von Einkommen unter 1.300 Euro monatlich fast die Hälfte für Wohnung, Wasser, Strom, Gas und andere Brennstoffe aus, weit mehr als alle höheren Einkommensgruppen. Um dort zumindest eine Linderung anzustreben, hat der Parteivorstand der DKP auf seiner Tagung am vergangenen Wochenende eine „Energie-Preisstopp-Kampagne“ beschlossen.