Indische Bauern feierten zehn Monate Widerstand gegen neoliberale Agrargesetze mit einem landesweiten Streik am Montag, den 27. September. Dazu hatte Samyukta Kisan Morcha (SKM, „Vereinigte Bauernfront“) aufgerufen. Der Dachverband von rund 40 Bauerngewerkschaften zeigte sich zufrieden: Die Mobilisierung sei „historisch“ und „beispiellos“ verlaufen. In mehreren Bundesstaaten blockierten Streikende Autobahnen und Schienenstrecken. Die Hauptstadt Neu-Delhi war zeitweise für Pendler gar nicht mehr zu erreichen. Landesweit blieben Schulen, Gerichte, Geschäfte und Banken geschlossen. Eine Mehrheit der Oppositionsparteien, darunter die Kommunistische Partei Indiens (Marxistisch), unterstützte den Streik. Auch andere Gewerkschaften, Frauenverbände und Organisationen der Jugend und Studenten riefen dazu auf. Diese breite Beteiligung führte SKM darauf zurück, dass die Stimmung im Land von Wut und Frust über die Politik der Regierung Narendra Modis geprägt sei. Die hatte sich in Gesprächen mit Bauernverbänden unbeweglich gezeigt. Stein des Anstoßes sind drei neue Agrargesetze, mit denen die Zentralregierung den bis jetzt staatlich regulierten Agrarsektor für private Unternehmen öffnen will. Bauernverbände fürchten, die neuen Gesetze würden Landwirte in die Verschuldung treiben und landlos machen. Deshalb geht ihnen weder das Angebot der Regierung, die Anwendung der Gesetze um 18 Monate zu verschieben, noch ein Urteil des Obersten Gerichtshofes vom 12. Januar, das Inkrafttreten der Gesetze auf unbestimmte Zeit aufzuschieben, weit genug. Sie wollen kämpfen, bis die neuen Agrargesetze komplett vom Tisch sind. Ihr Kampf ist ein verzweifelter: Bis zu 700 Bauern sind bis jetzt bei den Protesten ums Leben gekommen, durch Krankheit, Herzinfarkte, Mord oder Selbstmord.UZ
Indische Bauern feierten landesweiten Streik
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