Maurizio Caffo (30) ist aktiver Gewerkschafter und arbeitet als Informatiker bei der Bahn. Zur Landtagswahl kandidiert er im Wahlkreis Frankfurt am Main II.
UZ: Was sind deine politischen Schwerpunkte und wo bist du sonst aktiv, wenn nicht gerade Landtagswahlkampf ist?
Maurizio Caffo: Armut bewegt mich. Es war die soziale Frage, die mich zum Kommunismus und zur Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) gebracht hat. Inzwischen bin ich seit zehn Jahren organisierter Kommunist und außerdem aktiv in der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG. Dort arbeite ich auch im Betriebsgruppenvorstand mit. Zudem setze ich mich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Betriebsrat für die Interessen der Beschäftigten ein.
UZ: Wie ist die Situation in deinem Wahlkreis in Frankfurt am Main? Wo liegen die größten Probleme?
Maurizio Caffo: In Frankfurt ist die Kinderarmut sehr groß und die durchschnittliche Armut höher als in Hessen allgemein. In meinem Wahlkreis leben vor allem arbeitende Menschen mit mittleren Einkommen. Sie leiden derzeit besonders unter den extrem hohen Mieten und den steigenden Preisen. In den anderen Stadtteilen ringsum leben entweder ärmere oder sehr reiche Menschen. Wir haben in Frankfurt 3.840 Multimillionäre, 14 Milliardäre und mehr als 110.000 Millionäre. Die Kontraste sind also riesig.
UZ: Welche Erfahrungen hast du bisher im Wahlkampf gemacht? Wie reagieren die Menschen auf der Straße auf die Forderungen der DKP?
Maurizio Caffo: Wir erhalten viele sehr positive Reaktionen auf die Themen, die wir ansprechen. Die Leute nehmen wahr, dass die Reichen immer reicher werden und dass wir Durchschnittsverdiener und Armen sehen müssen, wo wir bleiben. Deshalb finden unsere Forderungen durchaus Unterstützung, etwa wenn wir in unserem Wahlprogramm einen sofortigen Mietenstopp für Hessen fordern. Die Menschen wissen, dass etwas grundsätzlich nicht stimmt. Was aber auffällt, ist, dass das häufig eher zu Resignation führt. Viele haben so viel mit dem Leben und dem Überleben zu tun, dass sie die wenige Zeit, die sie haben, nicht für politische Aktivitäten nutzen. Obwohl allen klar ist, dass man selbst etwas tun muss, fehlt oft der Antrieb. „Was soll man schon machen?“, höre ich dann. Das ist der Knackpunkt. Daran wollen wir etwas ändern.
UZ: Warum ist es wichtig, am 8. Oktober die DKP zu wählen?
Maurizio Caffo: Jede Stimme für die DKP ist eine Stimme für den Widerstand. Sie zeigt, dass man mit den Verhältnissen nicht einverstanden ist, und eröffnet die Möglichkeit, Kräfte zu sammeln und gemeinsam aktiv zu werden, um diese Verhältnisse zu ändern.
Tim Beyermann (28) lebt in Walldorf. Er arbeitet bei der Gewerkschaft UFO und ist seit dem Jahr 2021 Teil der Stadtverordnetenversammlung.
UZ: Du trittst im Wahlkreis Groß-Gerau II an. Was ist das für eine Gegend?
Tim Beyermann: Die großen Kommunen wie Mörfelden-Walldorf sind sehr gut an Frankfurt am Main angebunden und stehen in einem relativ krassen Kontrast zu vielen kleineren Gemeinden im Kreis. Da ergeben sich die klassischen Verwerfungen zwischen dem urbanen und dem eher ländlichen Raum. In den Städten gibt es zu wenig Kita-Plätze und der Wohnraum ist zu teuer. Auf dem Land sind die Mieten etwas niedriger, dafür sind die Jobchancen deutlich schlechter. Dieser Spagat ist hier in einen Wahlkreis gepackt.
UZ: Was sind deine politischen Schwerpunkte im Landtagswahlkampf?
Tim Beyermann: Da wir in Mörfelden-Walldorf einen kommunalpolitischen Schwerpunkt haben, ist die Ausstattung der Kommunen ein wichtiges Thema für uns. Aufgrund der schlechten Finanzlage erhöhen viele Gemeinden die Steuern. Wir haben hier einen hohen Hebesatz für die Grundsteuer B, die von den Eigentümern meist ganz einfach an die Mieterinnen und Mieter weitergegeben wird. Das zweite große Thema ist die Gesundheitsversorgung. Mein alter Kinderarzt geht bald in Rente. Er hat seine Praxis nur so lange betrieben, weil es ohne ihn nur noch einen Kinderarzt für 36.000 Menschen geben würde. Bei vielen Facharztgruppen fehlt die Versorgung. Ein Lichtblick ist das Ärztehaus, das die DKP in den 70er-Jahren nach langem Kampf durchgesetzt hat und das jetzt neu gebaut wurde. Das sind also Themen, die wir als DKP nicht erst im Wahlkampf ansprechen, sondern schon seit Jahrzehnten kontinuierlich bearbeiten.
UZ: Wie läuft der Wahlkampf?
Tim Beyermann: Obwohl wir schon länger nicht zu Landtagswahlen angetreten sind, sind wir hier in der Stadt omnipräsent. Wenn wir an irgendeiner Ecke stehen, provoziert das höchstens die Frage: Was gibt’s diesmal? Egal ob wir gerade ein Volksbegehren anleiern oder Unterschriften für kommunales Eigentum sammeln oder halt für eine Wahl kandidieren. Die Leute sind es gewohnt, uns ständig ansprechen zu können. Das setzt sich jetzt im Wahlkampf fort. Wir führen viele gute Gespräche.
UZ: Warum ist es wichtig, am 8. Oktober die DKP zu wählen?
Tim Beyermann: Es gibt Leute, die nicht mehr zur Wahl gehen. Ich kann es ihnen nicht verdenken. Aber wenn man das Gefühl hat, es läuft etwas falsch: Lieber die Stimme der DKP geben, sich über die DKP informieren und überlegen, wie man selbst helfen kann, die Dinge zu verändern.