Betr.: „Verbot der Prostitution zwingend erforderlich“, UZ vom 28.8.2015, S. 4

In meinem Falle heißt das schon jetzt: dagegen

Von Klaus Linder, Berlin

Der Frauenarbeitskreis der DKP möchte per Antrag an den XXI. Parteitag durchsetzen, dass eine besondere Form des Ware-Geld-Tausches unter Verbot gestellt werde, nämlich die Prostitution. Der Effekt dürfte zwar derselbe sein wie bei den mittelalterlichen Wuchergesetzen, nämlich ein blühender Schwarzmarkt. Aber es geht ums Prinzipielle. Es soll mal wieder per Gerichtsbeschluss das gesellschaftliche Sein verändert werden. Wenn hier mehr als Moralvorstellungen im Spiel sein soll, müsste die Kritik der politischen Ökonomie zu Rate gezogen werden. Hier kommt der Frauenarbeitskreis ins Stottern. Sie betonen, Prostitution sei ein „Gewerbe“, in dem „höchste Profitraten“ gemacht werden. Das impliziert Aussagen nicht nur u. a. über das Verhältnis von variablem und konstantem Kapital in diesem Gewerbe, sondern vor allem, dass Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft vorliegt. Andernfalls gäbe es keine Profite. Zugleich verwahren sie sich dagegen, Prostituierte „(Sex-)Arbeiterinnen“ zu nennen. Wir sollen um die Verbesserungen der Bedingungen des Verkaufs von deren Arbeitskraft nicht kämpfen dürfen. Man darf, laut Frauenarbeitskreis, die Prostitution „Gewerbe“ nennen, „Dienstleistung“ aber nicht. Was für ein Widersinn. Wäre es da nicht ehrlicher, sich tatsächlich auf rein moralische Gründe zu berufen? Was soll denn nun eigentlich unterbunden werden: die Ware selber, das Handelskapital und seine Agenten, oder die Rate und Verteilung der Profite? Der FAK antwortet: Nun ja, die Prostitution eben. Die Replik auf Markus Bernhardt hat mich durch ihre Widersprüchlichkeit erst darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es sein wird, sich zu diesem Antrag zu positionieren. In meinem Falle heißt das schon jetzt: dagegen.

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"In meinem Falle heißt das schon jetzt: dagegen", UZ vom 11. September 2015



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