Der Kampf um einen Tarifvertrag beim Monopolisten Amazon geht weiter. ver.di hatte die Beschäftigten des Standorts in Rheinberg direkt nach Weihnachten zum zweitägigen Streik aufgerufen. Im neuen Jahr wird das Ziel der Streiks das gleiche bleiben: Anerkennung der Tarifverträge des Einzel- und Versandhandels sowie Abschluss eines Tarifvertrags „Gute und gesunde Arbeit“.
Laut ver.di hat Amazon in Rheinberg rund 800 Arbeitsverhältnisse durch sogenannte Aufhebungsverträge abgebaut. Die Zahl der festangestellten Beschäftigten sei von etwa 2.000 auf circa 1.200 gesunken. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft seien aber 300 Aushilfen eingestellt worden – über befristete Verträge, kritisiert die Gewerkschaft.
Bereits vor Weihnachten hatten Amazon-Beschäftigte gestreikt, unter anderem in Werne. Parallel dazu wurde bei Amazon in den USA gestreikt. Auch dort geht es nicht nur um die Höhe des Lohns, sondern um die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten und die Anerkennung von Gewerkschaften.
Laut Christy Hoffman, Generalsekretärin des internationalen Gewerkschaftsverbands UNI Global, sollen die Streiks den notorischen Gewerkschaftsfeind Amazon dazu zwingen, mit Gewerkschaften zu verhandeln: „Genau wie die Aktionen am Black Friday sind die neuen Streiks eine eindringliche Erinnerung daran, dass Amazon seine Belegschaft nicht länger ignorieren kann.“
Zum Black Friday – einer sehr umsatzstarken Zeit für Amazon – hatten bundesweit Streiks, eine zentrale Demonstration in Bad Hersfeld und Gewerkschaftsaktionen unter dem Motto „Make Amazon Pay“ in verschiedenen Ländern stattgefunden. UNI Global und Progressive International hatten die Amazon-Beschäftigten auf sechs Kontinenten in über 30 Ländern im Zeitraum vom 29. November bis 2. Dezember aufgerufen, gegen „die Arbeitsbedingungen, die Umweltzerstörung und die Bedrohung der Demokratie“ durch Amazon zu protestieren.
In Italien legten Amazon-Beschäftigte im Rahmen eines landesweiten Generalstreiks die Arbeit nieder. In Indien hielt die neu gegründete Gewerkschaft Amazon Workers India Union Kundgebungen ab. In Spanien streikten die Beschäftigten am Standort Onda. In Japan protestierten Aktivisten vor dem Hauptsitz von Amazon in Tokio. Ähnliche Aktionen gab es in London, Istanbul und Luxemburg. In acht Städten in Bangladesch gingen Textilarbeiterinnen und -arbeiter auf die Straße, die für Zulieferer von Amazon arbeiten.
Den stärksten Druck üben derzeit die Beschäftigten in den USA aus. Hier scheint es zu gelingen, an verschiedenen Standorten Widerstand zu leisten: Amazon-Fahrer in Atlanta schlossen sich der International Brotherhood of Teamsters (IBT) an und forderten die Anerkennung der Gewerkschaft mit einer Demonstration. Vor Weihnachten bestreikten Beschäftigte Amazon-Standorte in Südkalifornien, San Francisco, in Skokie, Illinois, New York und Atlanta.