Vor 99 Jahren wurde die Kommunistische Partei Kubas gegründet

Immer an der Seite der Unterdrückten

Kuba steht seit dem Sieg der Revolution wie kaum ein anderes Land für Internationalismus und Solidarität. Ob bei der Unterstützung von Befreiungsbewegungen im globalen Süden, dem Kampf gegen die Apartheid im südlichen Afrika oder der Verteidigung Vietnams gegen den Angriffskrieg der USA: Kuba stand auf der richtigen Seite der Völker. In diesen Tagen verteidigt die Regierung der sozialistischen Inselrepublik kompromisslos die Unabhängigkeit und Souveränität Venezuelas, das sich wieder einmal gegen ausländische Einmischungsversuche verteidigen muss. Und während das Töten im Gaza nach über 40.000 – meist zivilen – Opfern weitergeht und das Poliovirus nach über 25 Jahren dort jetzt wieder große Teile der Bevölkerung bedroht, liefern die USA und ihre Verbündeten weiterhin tödliche Waffen an ein Regime, gegen das der Internationale Strafgerichtshof wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ermittelt. Dagegen hat Kuba am vergangenen Wochenende die unter anderem auch von der Bundesregierung verteidigte Straflosigkeit für die Massaker an Palästinensern im Gazastreifen angeprangert. Die Solidarität mit den „Verdammten dieser Erde“ hat historische Wurzeln.

Ein Garant dafür, dass dieses kleine Land seit nunmehr 65 Jahren nie seine Prinzipien verriet, ist die vor 99 Jahren – am 16. und 17. August 1925 – erstmals gegründete Kommunistische Partei Kubas, deren Jubiläum am vergangenen Wochenende begangen wurde. Zu ihren wichtigsten Initiatoren gehörten der 1848 geborene marxistische Politiker Carlos Baliño López, der bereits mit Kubas Nationalhelden José Martí die Partido Revolucionario Cubano aufgebaut hatte, und der 1903 geborene rebellische Studentenführer Julio Antonio Mella. Sie standen für zwei Generationen, die ihr Land von der Vorherrschaft kolonialer und imperialistischer Mächte, aber auch vom feudalistisch-kapitalistischen Wirtschaftssystem befreien wollten. Knapp 20 Delegierte wählten in der Calle Calzada Nr. 81 in Vedado (heute Sitz des Theaters Hubert de Blanck) den auf der Kanareninsel La Palma geborenen Einwanderer José Miguel Pérez zum ersten Generalsekretär und beantragten die Aufnahme in die kommunistische Dritte Internationale. Sie distanzierten sich zugleich von einigen Gruppierungen in Havanna, die mit der sozialdemokratischen Zweiten Internationale verbunden waren, deren Führer im Ersten Weltkrieg den Kriegskurs der jeweiligen nationalen Bourgeoisie unterstützt hatten.

Zu dieser Zeit war Gerardo Machado (1925 bis 1933), ein Geschäftsmann und Lobbyist der US-Firmen ITT und General Electric, die sich seine „Wahl“ eine Million Dollar hatten kosten lassen, formal Kubas Präsident. Tatsächlich vertrat der ehemalige General vor allem die Interessen der US-Konzerne. Der als „Schlächter“ bezeichnete Machado entwickelte sich zum brutalen Diktator und floh später ins Land seiner Geldgeber, nach Miami. Es gab zu dieser Zeit nicht einmal den Versuch, die Herrschaft der USA über das kubanische Volk zu kaschieren. „Die neue Partei und die wenige Tage zuvor erfolgte Gründung des Gewerkschaftsbundes Confederación Nacional Obrera de Cuba führten zu einem Aufschwung des gewerkschaftlichen Kampfes gegen das Regime von Machado“, schrieb die KP-Zeitung „Granma“ zum Jubiläum. Doch kaum 15 Tage nach ihrer Gründung musste die Partei in den Untergrund gehen, da Pérez unter dem Vorwand, Spanier zu sein, ausgewiesen und mehrere ihrer Mitglieder verhaftet wurden, darunter auch Baliño, der im folgenden Jahr starb. José Miguel Pérez, der 1933 die „Partido Comunista de Canarias“ gründete, wurde am 4. September 1936 von den Franco-Faschisten ermordet.

Gut einen Monat vor der Partei war in Havanna bereits die „Antiimperialistische Liga Kubas“ mit Julio Antonio Mella als Organisationssekretär gegründet worden, die sich unter anderem für die Freiheit Kubas, die Unabhängigkeit Puerto Ricos, die Internationalisierung des Panamakanals sowie den Abzug der US-Truppen aus allen von den USA besetzten lateinamerikanischen Ländern einsetzte. Mella floh später vor Morddrohungen der Machado-Diktatur nach Mexiko. Dort vertrat er – unterstützt von seiner Lebensgefährtin, der italienischen Fotografin Tina Modotti – unter anderem die 1925 in Berlin gegründete und unter Federführung der Kommunistischen Internationale (Komintern) aufgebaute „Liga gegen Imperialismus und für nationale Unabhängigkeit“. Im Januar 1929 wurde er von Agenten Machados auf offener Straße erschossen. In Kuba wird Mella heute als Nationalheld verehrt. Sein Porträt findet sich neben dem von Che Guevara und Camilo Cienfuegos auf dem Emblem des kommunistischen Jugendverbandes (UJC).

Nach dem Sieg der kubanischen Revolution im Jahr 1959 vereinigten sich Organisationen, die gegen das Regime des US-freundlichen Diktators Fulgencio Batista gekämpft hatten. 1961 schloss sich die Sozialistische Volkspartei (als Nachfolgerin der 1925 gegründeten ersten Kommunistischen Partei) mit der „Bewegung des 26. Juli“ und der „Revolutionären Direktion des 13. März“ zu den „Integrierten Revolutionären Organisationen“ (ORI) zusammen. Die ORI wurde 1962 zur Vereinigten Partei der Sozialistischen Revolution Kubas, bis sie im Oktober 1965 den Namen Kommunistische Partei Kubas (PCC) annahm.

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"Immer an der Seite der Unterdrückten", UZ vom 23. August 2024



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