Rund um das vergangene Wochenende fanden in vielen Städten Ehrungen zum 135. Geburtstag von Ernst Thälmann statt. Der am 16. April 1886 in Hamburg geborene Hafenarbeiter war von 1925 bis 1933 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands. Der Arbeiterführer und Kommunist wurde am 3. März 1933 verhaftet und nach mehr als elf Jahren Einzelhaft im August 1944 im KZ Buchenwald erschossen.
In Hamburg versammelten sich am vergangenen Freitag knapp 75 Kommunistinnen und Kommunisten vor Thälmanns früherem Wohnhaus und der heutigen Gedenkstätte in der Tarpenbekstraße 66/Ernst-Thälmann-Platz. Unter ihnen waren Mitglieder von DKP und KPD, der Türkischen und Griechischen Kommunistischen Partei und der Proletarischen Jugend Hamburg. Die Kundgebung wurde beendet mit dem gemeinsamen Singen des Thälmann-Liedes und der Internationale. Berichte und Fotos erreichten uns auch aus Leipzig, Dresden, Chemnitz und Zschopau.
Zu den Kundgebungen des „Freundeskreises Ernst Thälmann“ in Berlin und Ziegenhals bei Königs Wusterhausen am Samstag und Sonntag kamen 200 beziehungsweise 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Am Thälmann-Denkmal in der Greifswalder Straße in Berlin sprach Hans Bauer, Vorsitzender der Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e. V. (GRH) und, obwohl nicht Mitglied der DKP, deren Berliner Spitzenkandidat für die Bundestagswahl. Bauer warnte in seiner Rede vor der wachsenden Kriegsgefahr und kritisierte die zunehmende Aggression gegen Russland und die massive Aufrüstung der NATO und ihrer Mitgliedstaaten. „Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung ist gegen die weitere Militarisierung Deutschlands und gegen die Feindschaft mit Russland. Nicht nur ehemalige DDR-Bürger empfinden es als Beleidigung ihrer Gefühle, wie hierzulande mit diesem Land umgegangen wird“, so Bauer.
Am Vortag des 135. Geburtstags des Arbeiterführers konnte die Aktion „Sauberes Thälmann-Denkmal“ der DKP Berlin endlich durchsetzen, dass das Bezirksamt Berlin-Pankow das beschmierte Monument reinigen ließ. Das hatten die Berliner Kommunisten über Monate gefordert und schließlich in Offenen Briefen an den Bezirksbürgermeister Sören Benn („Die Linke“) angekündigt, die Sache selbst in die Hand zu nehmen, sollte er seiner Verpflichtung zum Erhalt des denkmalgeschützten Wahrzeichens des Thälmannparks nicht nachkommen. Zur Sicherheit hatten DKP und SDAJ mit Unterstützung der Antifa Nord-Ost nach der Reinigung eine Mahn- und Nachtwache organisiert, um das Denkmal vor erneuten Schmierereien zu schützen, berichtete Stefan Natke, Landesvorsitzender der DKP, gegenüber UZ.
In Ziegenhals sprach der ehemalige Staatsratsvorsitzende und Vorsitzende des Nationalen Verteidigungsrates der DDR, Egon Krenz. „Wenn wir Thälmann ehren, vergesse ich nicht, dass wir in einem Lande leben, in dem seine Mörder nie bestraft wurden und seine Partei, die KPD, noch immer widerrechtlich verboten ist. Wer Thälmann gerecht werden will, sollte sich für die Aufhebung des Parteiverbots und die Rehabilitierung aller Opfer des Kalten Krieges einsetzen“, so Krenz. Auch er warnte vor der wachsenden Kriegsgefahr: „Auch wenn in Russland inzwischen kapitalistische Verhältnisse herrschen, bleibt doch wahr, ohne Russland wird es in der Welt und in Europa keinen Frieden geben.“ Nicht Russland habe die Nachkriegsgrenzen in Europa verändert, wie der deutsche Außenminister unwissend zu wissen glaubt, sondern die NATO unter Führung der USA. „Die USA stationieren fern ihrer Heimat neue Soldaten, führen das Manöver ‚Defender Europa 21‘ mit über 31.000 Soldaten in Russlands Nähe durch und beklagen sich, dass Russland reagiert“, so Krenz.
Thälmann zu ehren, heiße für ihn auch, „dessen Lebensart zu pflegen, sich gegen Lüge und Verleumdung zu wehren, bei Schwierigkeiten nicht klein beizugeben, seine Überzeugung zu verteidigen, obwohl es schwer sei, sich in dieser durcheinandergeratenen Welt und im Chaos Deutschlands zurecht zu finden“, sagte Krenz. Aber es gebe einen Kompass. „Die uralte Frage der Menschheit ist heute aktueller denn je: Wem dient etwas? Wem nützt es? Benutzen wir diesen Kompass bei jeder unserer politischen Entscheidungen“, so Krenz. „Ehren wir Thälmann, indem wir uns treu bleiben.“