Die USA sind zum Handelskrieg fest entschlossen

Im Kampfmodus

Von Klaus Wagener

Die USA und die VR China befinden sich im Vorkriegsmodus. Offensichtliche Hamsterkäufe haben das Handelsvolumen zwischen den beiden Staaten im ersten Halbjahr 2018 um 13,1 Prozent auf satte 301 Mrd. Dollar hochschnellen lassen. Dabei stieg das Handelsbilanzdefizit der USA im Juni auf 28,97 Mrd. Dollar. Aufs Jahr umgerechnet sind das rund 350 Mrd. Dollar. Donald Trump ist erklärtermaßen angetreten, diesen Wert zu reduzieren. Die chinesische Führung – und noch stärker die deutsch/europäische – wollen ihre Überschüsse nach Kräften verteidigen.

Also hat der US-Präsident begonnen, die Spielregeln zu ändern. Anfang Juli sind die ersten Zölle über 25 Prozent auf chinesische Güter in Kraft getreten – zollpflichtiges Volumen: über 34 Mrd. Dollar. Die zweite Tranche mit einem Volumen von 16 Mrd. Dollar wird in Kürze folgen. Betroffen sind über 800 verschiedene Produktarten, bezeichnenderweise vor allem High-Tech-Produkte, Elektronik-, Robotik- und Luftfahrtprodukte, medizinische Ausrüstungen, Industriemaschinen, Autos.

Die Volksrepublik hat gewissermaßen symmetrisch reagiert. Auch sie hat Zölle auf US-Waren in einem Volumen von 34 Mrd. Dollar ab sofort in Kraft gesetzt. Weitere Zölle im Volumen von 16 Mrd. Dollar liegen in der Schublade. Betroffen sind 500 verschiedene Güter: Rohöl, Fleisch, Feldfrüchte, Korn, Soja, Mais, Geländewagen, Whisky.

Darauf hat wiederum die US-Regierung reagiert. Trump kündigte zwei weitere Eskalationsstufen an: „Und dann sind wir, wie bekannt ist, auf weitere 200 Milliarden eingestellt, und nach den 200 Milliarden sind wir auf 300 Milliarden eingestellt. Okay? Dann haben wir 50, plus 200, plus ungefähr 300“ (Mrd. Dollar). Damit wäre dann nahezu das gesamte chinesische Exportvolumen mit erheblichen Zöllen belegt. Noch geht es bei den weiteren Eskalationsstufen um Zölle von 10 Prozent. Das muss nicht so bleiben, aber schon damit wäre ein Preisaufschlag von rund 60 Mrd. Dollar auf chinesische Waren festgeschrieben. Das, zusammen mit den chinesischen Gegenzöllen, dürfte bei nicht wenigen für ein unangenehmes Erwachen sorgen.

Die chinesische Führung musste feststellen, dass die Zugeständnisse, zu denen sie bereit war und die sie teilweise schon in Kraft gesetzt hatte, keinen großen Eindruck auf die US-Führung zu machen scheint. Ein Deal, wie von der chinesischen Seite gewünscht, ließ sich nicht vereinbaren. „Dieser Handelskonflikt ist völlig einseitig von der amerikanischen Seite vom Zaun gebrochen worden. Die chinesische Seite möchte ihn eigentlich nicht ausfechten“, sagte Shi Mingde, Chinas Botschafter in Berlin, im „Handelsblatt“.

Die US-Führung dagegen ist fest zum Wirtschaftskrieg entschlossen: „Wenn du mit ungefähr 800 Milliarden Dollar beim Handel im Minus bist, kannst du keinen Handelskrieg verlieren“, zeigt Trump sich siegessicher. Die Frage ist, ob sich wirklich alle, vor allem auch Trumps Unterstützer, darüber im klaren sind, was ein Handels-, besser ein Wirtschaftskrieg wirklich bedeutet.

Tatsächlich sind die „Siegeschancen“ in einem Wirtschaftskrieg für die USA – im Vergleich – deutlich besser als die seiner Gegner. Nur bedeutet Krieg nicht, dass es schnell geht und dass es keine Verluste gibt. China und die USA sind voneinander abhängig, auch wenn dies auf die USA im Vergleich in geringerem Maße zutrifft als für die VR China. Noch.

Zölle und Handelsvolumina sind nur ein Teil des Konfliktes. Trumps Wirtschaftskrieg gehört zu einem offen geführten geostrategischen Kampf um die Vorherrschaft im 21. Jahrhundert. Dabei geht es um Raumbeherrschung im weitesten Sinne: Militär, Bündnisfähigkeit, Technologieführerschaft, Bewusstseinshegemonie, Substitutionsfähigkeit, Ressourcenzugang, Transport- und Verkehrsstrukturen und vieles mehr. Hier rüstet die Volksrepublik (Neue Seidenstraße) gerade mächtig auf. Trumps „Strategie“ trägt Züge eines gewissen Endkampfes: Vorwärts, solange es noch geht.

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"Im Kampfmodus", UZ vom 20. Juli 2018



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