Kinder sind häufiger Opfer von Menschenhandel und Zwangsarbeit, stellte die UN-Behörde zur Drogen- und Kriminalitätsbekämpfung (UNODC) jüngst fest. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO geht davon aus, dass 160 Millionen Mädchen und Jungen von Kinderarbeit betroffen sind. 79 Millionen von ihnen arbeiteten unter gefährlichsten Bedingungen.
„Nach guten Erfolgen ist seit 2016 ein Anstieg der Kinderarbeit festzustellen“, so die ILO weiter.
Warum ist das so? Zum einen liegt die Ursache wohl darin begründet, dass die Zahl der Kinder, die sich auf der Flucht vor Krieg und Elend befinden, weiter steigt. Sie sind leichter Opfer für Menschenhändler, Zuhälter und andere Ausbeuter.
Interessant ist in diesem Zusammenhang eine Mitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von Ende Mai. „Energiewende darf nicht zu Kinderarbeit führen“, heißt es dort. In der „Diskussion zur Versorgungssicherheit mit Rohstoffen für die Energie- und Verkehrswende“ wolle man einen Beitrag dazu leisten, dass Rohstoffe in „Partnerländern verantwortungsvoll abgebaut werden“.
Fakt ist nämlich: Kinder werden im Bergbau eingesetzt, um den Hunger der westlichen Industrieländer nach „grüner“ Energie und Mobilität zu befriedigen. Die Konzerne sind für die „Transformation“ auf Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder Nickel angewiesen. Und allein in Kobaltminen arbeiten nach Schätzungen von UNICEF aus 2023 etwa 40.000 Kinder – Kobalt wird in aufladbaren Batterien verwendet und ist in Laptops, Smartphones und Elektroautos enthalten. Deutsche Autokonzerne verweisen gerne auf wirkungslose Kontrollen und entsprechende Zertifikate. Woher die Rohstoffe für die E-Auto-Akkus wirklich kommen und wie diese gefördert werden, hat nicht zu interessieren.
Bekannter ist, dass Kinderarbeit in der Textilindustrie genutzt wird. Wenn Markenproduzenten nachgewiesen wird, dass ihre Kleidung mithilfe von Kinderarbeit produziert wurde, distanzieren sie sich und wechseln die Fabrik. Hauptsache ist, dass der Einkaufspreis möglichst niedrig ist. Das trifft auf Billighersteller ebenso zu wie auf teure Edelmarken.
Kinderarbeit gibt es aber nicht nur in Asien, Afrika und Lateinamerika. Ende letzten Jahres machte unter anderem der US-Bundesstaat Iowa auf sich aufmerksam, weil die dortige konservative Regierung die gesetzlichen Beschränkungen von Kinderarbeit gelockert hatte. Kinder werden vor allem dort gebraucht, wo Geflüchtete als billige Arbeitskräfte ausbleiben. Und Kinder drängen ihrerseits bereits vor dem Schulabschluss auf den Arbeitsmarkt, damit sie etwas zum Familieneinkommen beisteuern können. Wo Eltern Armutslöhne gezahlt werden, sind Jobs für Kinder heiß begehrt.