Schon vor seiner versuchten WM-Titelverteidigung in Bulgarien schaute der deutsche Box-Profi Mahmoud Charr bedröppelt. Grund war ein Hymnen-Patzer. Die Veranstalter spielten die erste Strophe des Deutschlandlieds. Im Anschluss empörte sich Charr. Er sei schockiert, dass man das Lied aus dem „Zweiten Weltkrieg“ gespielt habe. Nun bestätigt das Bundesverfassungsgericht aber, dass die Bundesrepublik Deutschland identisch sei mit dem Völkerrechtssubjekt „Deutsches Reich“. Folgerichtig gab sich die BRD auch keine neue Hymne, sondern singt nur die dritte Strophe. Ähnlich machten es die Nazis, die mit der ersten Strophe in chauvinistischer Absicht in den Zweiten Weltkrieg marschierten. Und weil der deutsche Imperialismus zwar wieder Krieg gegen Russland führen will, aber nicht an seine Vergangenheit erinnert werden möchte, ist die Empörung groß. Schlimmer ist natürlich die andere Patzer-Variante: Da sollen den Völkern die Hände gereicht werden, das Licht des Friedens scheinen und Mütter nicht mehr um ihre Söhne weinen.
Charr, dessen syrischer Vater im libanesischen Bürgerkrieg ums Leben kam, floh 1989 mit seiner libanesischen Mutter nach Deutschland. 2015 beantragte er einen deutschen Pass, den er erst 2021 bekam. Mit seiner Niederlage ist Deutschland jetzt den Schwergewichtstitel los.