„Die Fahrer wissen sonst nicht mehr, was sie noch tun sollen.“

Hungerstreik in Gräfenhausen

Knapp 30 der an der Raststätte Gräfenhausen streikenden Lkw-Fahrer sind am Dienstag in einen Hungerstreik getreten. Die Lage sei erschreckend, sagte Edwin Atema. Der niederländische Gewerkschafter ist Sprecher und Verhandlungsbevollmächtigter der Streikenden (Interview mit ihm: UZ vom 25. August 2023). „Ein Hungerstreik, weil Menschen ihren Lohn nicht kriegen, sollte in Europa nicht stattfinden müssen“, äußerte sich Atema im hr.

Die Fahrer der polnischen Speditionsgruppe Mazur streiken seit über zwei Monaten an der Raststätte an der A5 in Hessen. Sie haben zum Teil seit mehr als sieben Monaten keinen Lohn enthalten. Sie sind dringend auf das Geld angewiesen, um Nahrung und wichtige Medikamente zu kaufen, ihre Kinder in die Schule schicken zu können und ihre Familien in Georgien, Kasachstan, Usbekistan und Tadschikistan unterstützen zu können. Mazurs Schulden bei seinen Beschäftigten sollen sich mittlerweile auf rund 500.000 Euro belaufen, meldete die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“.

Atema kritisierte, die Streikenden hätten zwar viel Aufmerksamkeit aus dem Europäischen Parlament, der deutschen Politik und manchen Unternehmen bekommen, die mit Mazur zusammenarbeiteten, eine Lösung gebe es jedoch immer noch nicht. „Wenn hier in Gräfenhausen nun in Folge des Hungerstreiks Menschen sterben, dann ist das nicht nur die Schuld von Mazur.“ Die Streikenden fordern von Mazur-Kunden, darunter die Baumarktketten Bauhaus, Hornbach, Obi und Toom, so lange nicht mehr mit der Spedition zusammenzuarbeiten, bis die die ausstehenden Löhne bezahlt hat.

Mazur weigert sich seit Beginn des Streiks, mit den Fahrern zu verhandeln. Die Spedition geht mit absurden Vorwürfen juristisch gegen die Streikenden vor (UZ-Blog, 18. August 2023).

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