Die Massendemonstrationen in Hongkong gehen weiter – und sie werden aggressiver. Am Montag, dem 22. Jahrestag des Endes der britischen Kolonialherrschaft, stürmte eine Truppe von Demonstranten das Parlament der chinesischen Sonderverwaltungszone, beschmierte unter anderem das Emblem Hongkongs, das die Zugehörigkeit zur Volksrepublik China bekundet und zogen am Rednerpult die Flagge der britischen Kronkolonie auf.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Kolonialflagge oder auch der „Union Jack“, die Flagge des Vereinigten Königreichs Großbritannien, bei den Protesten zum Einsatz kommt. Gerade junge Demonstranten zeigen damit, was sie unter Freiheit verstehen.
Die Massenproteste richteten sich zunächst gegen ein Gesetzesvorhaben, das die Auslieferung von Verdächtigen nach Festlandchina erlaubt. Hongkong war unter britischer Herrschaft ein Zufluchtsort – sowohl für Kriminelle wie auch für gescheiterte Antikommunisten („Menschenrechtsaktivisten“) vom Festland. Mit Letzteren wird argumentiert. Die Justiz der Volksrepublik sei schließlich nicht unabhängig.
Der Kompromiss für Hongkong lautete 1997 „Ein Land – zwei Systeme“. Dieser hat bis heute weitgehend Bestand, bis 2047 soll Hongkong allerdings schrittweise in das System der Volksrepublik integriert werden.
Die Spuren der Kolonialzeit treffen auf die Ängste junger Menschen. Geht es dabei um Menschenrechte? Oder ist nicht die schwerer wiegende Frage, wie sich der gegenwärtige Handelskrieg auf den Finanzplatz Hongkong auswirkt?