Schauspielergewerkschaft einigt sich mit Studiobossen

Hollywood-Streik beendet

Mark Gruenberg, People‘s World

Der Streik der 160.000 Mitglieder der Schauspielergewerkschaft SAG-AFTRA gegen die großen Hollywood-Studios, Netflix und ähnliche Streaming-Videoproduzenten, Broadway-Bühnen, Fernsehsender und dergleichen ist beendet. Beide Seiten einigten sich auf einen vorläufigen Dreijahresvertrag und der 118-tägige Streik endete am 9. November. Die Urabstimmung über das Ergebnis steht noch aus.

Die Nachricht kam in einem jubelnden Instagram-Posting von SAG-AFTRA-Präsidentin Fran Drescher, der bekannten Komikerin, die während des Kampfes zum Gesicht der Gewerkschaft wurde.

„Wir haben es geschafft!!!!“ schrieb die Gewerkschaftsvorsitzende Drescher bei Instagram. „Der Milliarden-Dollar-Deal! Das Dreifache des letzten Vertrags! Überall wurde Neuland betreten! Dank den SAG-AFTRA-Mitgliedern für ihr Durchhaltevermögen bei diesem historischen Abschluss! Dank an die Verhandlungskommission, Streikkapitäne, Mitarbeiter, Duncan & Ray, unsere Anwälte, das IA-Team, Familie und Freunde. Unseren Schwestergewerkschaften für ihre unermüdliche Unterstützung! Und der AMPTP dafür, dass sie uns angehört und diesen Moment ermöglicht hat! #sagaftrastrong“

Abgesehen von Dreschers Posting wurden nur wenige Einzelheiten der Einigung bekannt, außer dass die Fachzeitschriften von erheblichen Erhöhungen für die Darsteller sprachen. Variety bezifferte die Erhöhung der Mindestlöhne auf 7 Prozent, sagte aber nicht, ob es sich dabei um eine jährliche Erhöhung handelt oder nicht.

Die Gespräche verliefen in den Wochen des Streiks bestenfalls ergebnislos, bis sich die Chefs der großen Studios, wie Bob Iger von Disney und Ted Sarandos von Netflix, in den letzten Tagen persönlich einschalteten. Während eines Großteils der gleichen Zeit streikten auch die Writers Guild of America und die WGA-East, die Autoren für Hollywood und für die Bühne vertreten.

„Wir sind nicht nur auf euch zugekommen, wir sind den ganzen Weg zu euch gekommen“, sagte Sarandos zu den SAG-AFTRA-Vertretern, bevor die Gewerkschaft begann, sich mit dem Kleingedruckten dessen auseinanderzusetzen, was die Bosse als ihr letztes, bestes und endgültiges Angebot bezeichneten.

Die gemeinsamen Streiks von WGA und SAG-AFTRA legten zum ersten Mal seit 1960 sowohl Hollywood als auch den Broadway für längere Zeit lahm. Die Öffentlichkeit schlug sich auf die Seite der Künstler und Autoren, als sie erfuhr, wie wenig die überwältigende Mehrheit dieser Gruppen verdiente. Sie verdienten sogar so wenig, dass SAG-AFTRA-Mitglieder, die nicht mindestens 26.000 Dollar im Jahr verdienten – und die meisten tun das nicht –, nicht einmal Anspruch auf den Kauf der von den Unternehmen angebotenen Krankenversicherung hatten.

Die AMPTP (Alliance of Motion Picture and Theatre Producers), die die Studios und andere Bosse vertrat, hätte es fast nicht geschafft, „den Moment zu treffen“. Die Verhandlungen scheiterten am letzten Wochenende an der Frage, die die größte Kluft zwischen den Darstellern und den Produzenten darstellt: Künstliche Intelligenz.

Während des gesamten Streiks planten die AMPTP-Mitglieder, massiv in künstliche Intelligenz zu investieren, um so die Kosten für Film- und Serienproduktionen drastisch zu senken. Im Klartext würde der Einsatz von computergestützter KI ein Studio in die Lage versetzen, das Gesicht, die Stimme und die Handlungen eines Darstellers einen Tag lang zu filmen, das Material zu archivieren, den Darsteller für die Arbeit dieses Tages zu bezahlen und es dann für immer zu verwenden – ohne einen Cent mehr für die wiederholte Verwendung zu bezahlen.

„Es wird erwartet, dass der vorläufige Vertrag die Mindestlöhne anhebt, die Zahlungen für wiederholte Nutzung durch Streaming-Projekte erhöht, die Regeln für selbst aufgenommene Vorsprechen verschärft und die Gesundheits- und Rentenpläne der Gewerkschaft besser finanziert werden. Entscheidend ist, dass er auch Zugeständnisse in Bezug auf künstliche Intelligenz enthält“, berichtete die Fachzeitschrift „The Daily Beast“.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Hollywood-Streik beendet", UZ vom 17. November 2023



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Schlüssel.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit