Höflichkeit nicht genug

Neun Ermordete, schwarz. Ein Verdächtiger, weiß. Der einundzwanzigjährige soll in einer traditionsreichen Kirche in Charleston, South Carolina, während einer Andacht das Feuer eröffnet haben. Zuvor hatte er Bilder online gestellt, auf denen er mit der Flagge der Südstaaten posierte.

In den vergangenen Monaten wurde in den USA viel über die rassistische Gegenwart, die Schikanen, Gewalt und Morde von Polizisten gegen Schwarze diskutiert. Nach dem Massaker von Charleston rückt auch die rassistische Vergangenheit in den Blickpunkt. Auf dem Gelände des Kapitols in der Hauptstadt des Staates, Columbia, weht noch immer die Flagge der Konföderierten, die Flagge der Südstaaten, die im Bürgerkrieg von 1861 bis 1865 das Recht verteidigten, Schwarze als Sklaven zu halten. „Take down the flag“, forderten Demonstranten, nun erklärte auch die republikanische Gouverneurin Haley: „Es ist Zeit, die Flagge vom Gelände des Kapitols zu entfernen.“

Auch Präsident Obama hatte Ende letzter Woche festgestellt, dass die USA vom Rassismus „nicht geheilt“ seien: Es genüge nicht, dass es heute „als unhöflich gilt, öffentlich ‚Nigger‘ zu sagen.“ Aber natürlich fand sich auch ein Lobbyist der Waffenindustrie, der erklärte, dass der Mord zu verhindern gewesen wäre, wenn nur einer der Anwesenden entsprechend bewaffnet gewesen wäre.

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"Höflichkeit nicht genug", UZ vom 26. Juni 2015



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