Zur Atomkriegsgefahr

Hiroshima mahnt

Als in den frühen Morgenstunden des 6. August 1945 ein Bombenflugzeug der Luftwaffe der USA die erste Atombombe über der japanischen Stadt Hiroshima ausklinkte, begann offiziell das Zeitalter der nuklearen Bedrohung. Die USA hatten jahrelang an dem „Manhattan-Projekt“ gearbeitet, bis schließlich kurz nach der Zerschlagung der Truppen Hitlerdeutschlands ein „Erfolg“ gemeldet werden konnte. In Ermangelung von Zielen in Europa suchten sich die Militärs der USA zwei Städte in Japan aus: Hiroshima und Nagasaki, das am 9. August 1945 durch eine zweite Bombe zerstört wurde. Beide Städte hatten keine wirkliche militärische Bedeutung.

Angesichts des qualvollen Todes der unschuldigen Einwohner der beiden Städte wurde dieses Kriegsverbrechen mit der Behauptung zu rechtfertigen versucht, dadurch sei das militaristische Kaiserreich Japan zur Kapitulation gezwungen worden. Tatsächlich lag Japan längst am Boden, seine Streitkräfte waren an allen Fronten weitgehend geschlagen. Von entscheidender Bedeutung für die endgültige Niederlage war, dass die Sowjetunion am 9. August – genau drei Monate nach dem Sieg über Nazideutschland – Japan offiziell den Krieg erklärte und mit starken Truppen gegen Japans Streitkräfte in die Offensive ging. Dies entsprach einer Vereinbarung zwischen dem sowjetischen Staatschef Stalin und den westlichen Alliierten, nachdem sich die USA und Britannien nach langem Zögern zur Eröffnung der Zweiten Front in Nordfrankreich durchgerungen hatten.

Tatsächlich war sich auch der neue Präsident der USA, Truman, dieser Tatsache voll bewusst, als er während der Potsdamer Verhandlungen seinen britischen Verbündeten Churchill und danach auch Stalin über die Einsatzfähigkeit der ersten Atombombe informierte. Im Gespräch mit Churchill fiel auch der Begriff „the big stick“ – „der große Knüppel“. Gemeint war, dass die USA nun als einzige Militärmacht eine neue Massenvernichtungswaffe im Arsenal hatten, die als Demonstration der Stärke genutzt werden konnte, also auch als Drohung gegen jeden möglichen Gegner.

Nachdem wenig später auch die Sowjetunion eigene Atomwaffen produzieren konnte, setzte ein nukleares Wettrüsten ein, an dem sich inzwischen mehrere Länder beteiligen. Die fünf Ständigen Mitglieder im UNO-Sicherheitsrat sind Atommächte. Darüber hinaus gibt es weitere Länder, die über Atomwaffen verfügen, darunter auch Israel.

Einige größere Krisen infolge der Aufstellung von Raketen mit atomaren Sprengköpfen konnten im Laufe der Jahrzehnte gemildert werden durch bilaterale Gespräche. Abkommen zur Reduzierung des Bestandes, zum Verbot von Tests und der Weiterverbreitung wurden geschlossen und weitgehend eingehalten. Seit dem Ende der Sowjetunion wurden allerdings mehrere dieser Abkommen einseitig von den USA gebrochen oder offiziell aufgekündigt. Nach der Stationierung von Atomraketen der USA in Polen und Rumänien sollen neue Raketen mit großer Reichweite im kommenden Jahr auch in Deutschland aufgestellt werden. Als „Begründung“ wird – ohne jeden Beleg – eine „Bedrohung durch Russland“ angegeben.

Die gegenwärtige angespannte Lage, nicht nur im Nahen Osten, macht deutlich, wie groß das Risiko eines neuen großen Krieges ist, der auch mit atomaren Waffen geführt werden könnte. Nur die Abschaffung aller Atomwaffen ohne jede Ausnahme kann diese Erde vor einem weltweiten Hiroshima bewahren.

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