Am 6. August jährte sich zum 77. Mal der Abwurf einer Atombombe durch die US-Armee auf Hiroshima. In Gießen gab es dazu eine kleine Mahnwache mit Infostand. Kaum jemandem in Gießen, wahrscheinlich auch nicht dem Oberbürgermeister und Bürgermeister, ist bewusst, dass die Stadt eine Art Städtepartnerschaft mit Hiroshima hat.
Im Mai 1985 beschloss das Stadtparlament auf Antrag der damals noch friedensbewegten Grünen, dem „Programm zur Förderung der Solidarität der Städte mit dem Ziel der vollständigen Abschaffung von Atomwaffen“ beizutreten. Der Beschluss verschwand sofort in einer Schublade des damaligen CDU-Magistrats.
Die DKP stellte zwei Jahre später – inzwischen war Manfred Mutz, SPD, Oberbürgermeister – als außerparlamentarische Opposition noch mal den gleichen Antrag. Das Anliegen wurde zunächst abgewiesen, dann fand aber doch jemand den Beschluss von 1985. OB Mutz versprach, sich um die Sache zu kümmern und Hiroshima zu informieren. Weitere Aktivitäten der Stadt gab es nicht.
Im nächsten Jahr schlug die DKP vor, der Wolkengasse, die zwischen Seltersweg und Katharinengasse den Charakter eines Platzes hat, den Namen „Hiroshima-Platz“ zu geben. Es passierte nichts, nur innerhalb der Friedensbewegung hat sich diese Bezeichnung durchgesetzt.
Bis jetzt ist es so geblieben, dass der 6. August und die Solidarität mit Hiroshima in der Stadtpolitik keine Rolle spielen, egal ob „Schwarze“, „Rote“, „Grüne“ oder „Gelbe“ die Mehrheit haben. Die Friedensbewegung hat fast in jedem Jahr an die Zerstörung von Hiroshima erinnert – eine offizielle Vertreterin oder ein Vertreter der Stadt wurde dort noch nie gesehen. Aber wir bleiben dran.