Das Gewittergrummeln kommt hörbar näher. Am vergangenen Samstag meldeten die hiesigen Wirtschaftsblätter, dass der US-amerikanische Halbleiterkonzern Intel weltweit 15.000 Arbeitsplätze – und damit 15 Prozent seiner Belegschaft – abbauen wolle. Intel-Chef Pet Gelsinger sprach vom „Härtesten, was ich jemals in meiner beruflichen Laufbahn getan habe“. Der Abbau erfolgt vor dem Hintergrund, dass das Unternehmen, dessen Produkte in direkter Konkurrenz zu denen aus China stehen – die Provinz Taiwan eingeschlossen –, bereits im Vorjahr 7.000 Stellen gestrichen hatte. Prompt stürzte der Aktienkurs um fast 30 Prozent ab. Das ist der schwerste Kursverlust seit fast einem Vierteljahrhundert. Das Kernproblem beschreibt die FAZ in einer ausführlichen Analyse des Niedergangs und jetzt erfolgenden Absturzes so: „Die Fertigung von KI-Chips ist überaus kompliziert. Sie braucht besondere Maschinen, Produktionsprozesse und ein besonders geschultes Personal. Das ist derzeit vor allem in Asien zu finden. Amerika hängt in der Fertigung eine Chipgeneration hinterher, Europa mindestens zwei bis drei Generationen.“
Das Wegrutschen der alten Kolonialmächte gegenüber Asien, also China einschließlich Taiwan, lässt sich offenbar auch nicht mit Steuermitteln aufhalten. So erfolglos Gelsingers Truppe technologisch war, so erfolgreich war er im Akquirieren von Staatsknete: 8,5 Milliarden Dollar gab es aus Washington, fast 10 Milliarden Euro von EU und Bundesregierung für ein neues Halbleiterwerk in Magdeburg. An dem Projekt solle vorläufig festgehalten werden, ließ das Unternehmen aus dem Silicon Valley karg verlauten.
Der Wirtschaftskrieg des Wertewestens gegen Russland und China schlägt auch in den USA auf ihre Urheber zurück. Der dortige Personalabbau ist nicht auf die Hightech-Branche beschränkt. Es „herrscht offenbar Ruhe vor dem Sturm“, kommentierte die FAZ die jüngsten Daten vom US-amerikanischen Arbeitsmarkt: Die Zahl der Neueinstellungen sei auf ihren niedrigsten Wert seit neun Jahren gesunken, die Arbeitslosenquote von 4,1 auf 4,3 Prozent gestiegen.
Die Hiobsbotschaften mehren sich auch diesseits des Atlantiks. Fast im Wochentakt melden in Deutschland vor allem Unternehmen der Autozulieferer und der energieintensiven Industriebetriebe Entlassungen, sinkende Gewinnerwartungen und fallende Aktienkurse. Diese Einzelbilder schlagen zunehmend auf den Arbeitsmarkt durch. Die Arbeitslosigkeit steige „kräftig an“, meldete die FAZ – gestützt auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit. Über 2,8 Millionen Menschen sind hierzulande arbeitslos gemeldet, 82.000 mehr als im Vorjahr. Das sind so viele wie die Stadt Bamberg oder Delmenhorst Einwohner hat. Verglichen mit den Vorjahreswerten waren es im letzten Monat 192.000 mehr – das ist dann schon die Größenordnung von Hagen oder Kassel. Deutlich gestiegen sind auch die Anträge auf Zahlung von Kurzarbeitergeld. Dies ist oft ein Zeichen dafür, dass die große Welle an Entlassungen noch kommt, weil den entsprechenden Unternehmen Aufträge fehlen, sie aber noch auf Besserung hoffen und versuchen, mit staatlicher Unterstützung über die Runden zu kommen.
Diese staatliche Unterstützung aber steht, wie die parallel laufenden chaotischen Haushaltsberatungen in Berlin zeigen, immer mehr infrage. Angesichts der auf die eigene Wirtschaft zurückschlagenden Wirkungen der Wirtschaftskriege gegen die aufsteigenden Mächte des globalen Südens werden die Arme der alten Mächte immer kürzer. Das gilt für die USA wie für Deutsch-Europa.