Genosse V. muss seiner Enkeltochter erklären, warum ihr (und sein) FC Großartig Bayern München nicht ganz oben steht. Ein Dilemma, kennt es das arme Kind doch überhaupt nicht anders. Dazu ein Torhüter (Entschuldigung, der beste Torhüter der Welt) mit Beinbruch und Stürmer mit Ladehemmung und Laufstegambitionen. Und dann dieses Problem mit dem „M“ – nicht Meisterschaft, sondern Mentalität. Tränen in der rot-weißen Bettwäsche.
Der BVB wiederum hatte über Jahre ein Mentalitätsproblem. Und plötzlich keines mehr. Hat man in einigen Spielen noch mit verdammt viel Glück Siege eingefahren, sind die letzten Ergebnisse tatsächlich mit Leidenschaft und Spielkunst erarbeitet, Elf Freunde scheinen auf dem Platz zu stehen. „Echte Liebe“ (Slogan des BVB)? Wird sich noch zeigen. Zum Beispiel (aber nicht nur!) beim „Deutschen Classico“ (Autsch) in München. Holt der BVB zumindest einen Punkt, dürfte der FC Bayern Muffensausen bekommen.
Und dahinter? Leipzig, Union Berlin und der SC Freiburg sind wohl aus dem Meisterrennen raus. Leipzig zu inkonstant (verliert gegen Bochum!), Union und Freiburg kratzen schon länger an ihren Außengrenzen. Das ist überhaupt nicht böse gemeint, aus ihren jeweiligen Budgets machen sie sehr viel. Frankfurt, Wolfsburg, Leverkusen und Mainz spielen noch um internationale Plätzchen, mehr aber auch nicht.
Das Grausen fängt mit Gladbach an (10. Platz, 31 Punkte) und zieht sich bis Stuttgart (18. Platz, 20 Punkte). Kurios dabei der FC Schalke, der keines seiner letzten acht Spiele verloren hat. Mausetot ist tatsächlich anders. Gute Chancen sehe ich auch bei Bochum und Augsburg, beide kratzen und beißen und sind wirklich maximal ekelhaft zu bespielen. Und das meine ich als Kompliment. Hertha schafft es tatsächlich, sogar gegen Hoffenheim zu verlieren, bei beiden sieht es zappenduster aus. Auch so bei den Stuttgartern, die konstant neben sich stehen.
Oben spannend wie lange nicht, unten eigentlich auch. Könnte schlimmer sein, diese Saison. Aber kommt ja vielleicht noch.
Mein Meistertipp? Keine Ahnung, zu viele Variablen in der Rechnung: Verletzungen, Tagesform, Schiedsrichter- und VAR-Entscheidungen, „Bayern-Dusel“. Der Rest ist Lothar Matthäus: „Wäre, wäre, Fahrradkette“.
*Update: Die teuerste Trainerverpflichtung der Welt ist Geschichte: Bei den Bayern folgt auf Julian Nagetiermann Thomas Tuchel. Ein Unsympath geht, einer kommt. Der Geschasste muss sich indes nicht grämen: Laut „Bild“ stehen ihm aktuell noch 24 Millionen Euro Gehalt zu – ohne zu arbeiten. Probleme, die man gerne hätte.