Anfang Februar wurde bekannt, dass die Kölner Zentrale des Kaufhofs in den nächsten zwei Jahren von 1 600 auf 1 200 Beschäftigte reduziert wird. Laut ver.di soll das durch Abfindungen und die „freiwillige“ Aufgabe von Arbeitsplätzen erreicht werden. Der Konzern will bundesweit keine Aushilfskräfte mehr beschäftigen. Befristete Arbeitsverträge werden nicht verlängert. Dadurch wird sich die Arbeitsbelastung für die Beschäftigten weiter erhöhen.
Noch keine zweieinhalb Jahre sind vergangen, seit die Muttergesellschaft Metro den Kaufhof für 2,8 Mrd. Euro an die kanadische „Hudson’s Bay Company (HBC)“ verkauft hat. Die anfängliche Euphorie, selbst bei einigen Betriebsräten der Partei „Die Linke“, wird jetzt durch die kapitalistische Wirklichkeit eingeholt. Glaubte man doch allen Ernstes, HBC würde sich anders verhalten als die österreichische Signa-Holding, die nach dem anderen großen Kaufhausunternehmen Karstadt gegriffen hatte.
Die neue Konzernpolitik aus Nordamerika war bereits nach kurzer Zeit feststellbar. Führende alte Köpfe rollten, neue neoliberale Geschäftsführungen, stets bemüht, ihren Herren zu dienen, trimmten den Konzern auf Zufriedenheit für die Aktionäre. Im Oktober 2017 befürchteten die Beschäftigten und ihre Gewerkschaft ver.di deshalb, dass sich der kanadische Konzern von Kaufhof trennen könnte. Tatsächlich schien der österreichische Immobilienunternehmer und Karstadt-Eigner René Benko bereit, für den Kaufhof 3 Mrd. Euro zu bieten. Da rechneten die Kapitalisten aus Übersee noch einmal nach: Mit der jetzigen Konzernpolitik des Personalkahlschlags und der Belastung der Filialen durch horrende Mieten lässt sich danach auch in Zukunft vorzüglich Profit machen. Sind die meisten Filialen doch zugleich teure und noch teurer werdende Immobilien in den Großstädten. Damit fährt die Kaufhof-Eigentümerin HBC schon jetzt gute Gewinne ein.
Doch dies reicht Wolfgang Link, Chef von HBC Europe, nicht. Er dreht weiter an den Personalkosten. Vor wenigen Wochen nannte er den „lieben Sozialpartnern“ die Bedingungen: Fünf Prozent weniger Lohn. Streichung von Urlaubs- und Weihnachtsgeld für drei Jahre sowie die Rückkehr zur 40-Stunden-Woche. Festgeklopft werden soll dieser Sozialabbau in einem Sanierungstarifvertrag. Bedeuten würde dies, dass HBC sich vom Flächentarif verabschiedet. Auch damit stellt man sich auf die gleiche Stufe des berüchtigten Signa-Sanierers. Beide Konzerne vernichten immer mehr Arbeitsplätze und zerstören somit die Existenz ihrer Beschäftigten.
Im Herbst 2015 hatte Kaufhof noch 135 Filialen in Deutschland und Belgien. In ihnen erwirtschafteten 21000 Beschäftigte den Gewinn für den Konzern durch den Verkauf von Waren und Dienstleistungen. Doch jetzt steckt der Warenhauskonzern in den roten Zahlen. Der Hauptgrund dafür sind die steigenden Mieten, die Kaufhof an HBC abführen muss. Kaum war der Konzern verkauft, wurden in 59 Filialen die Mieten um 40 Mio. Euro pro Jahr angehoben. Die Folgen sind gravierend. Ganz wie bei Karstadt sind die Immobilien in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert worden. Daran ist wiederum HBC zu 80 Prozent beteiligt. Da die Kosten für Mieten, laufende Instandhaltungen und Versicherungen in den Filialen explodieren, machen diese immer mehr Verluste. Gleichzeitig klingeln über diesen Weg der Umstrukturierung des Warenhausriesen die Kassen beim Hauptaktionär.
Mehrere Mitglieder der Anfang Februar gegründeten Tarifkommission äußerten sich kritisch, dass ver.di, ähnlich wie bei Karstadt, Verhandlungen über einen Tarifvertrag zur Beschäftigungssicherung aufnehmen will. „Wir müssen die Gelegenheit nutzen, unter Einbeziehung der Betriebsräte vor Ort und mit Hilfe eines Wirtschaftsgutachters die Vorhaben der Warenhausbosse prüfen und Forderungen gemeinsam mit ver.di unterbreiten“, so ein Betriebsrat aus Hamburg. Geklärt werden müsse deshalb zuerst, wohin der nordamerikanische Handelskonzern HBC die erarbeiteten Gewinne der Beschäftigten transferiere. „Das riecht schwer nach Heuschrecke“ sagte der Interessenvertreter der Belegschaft weiter.