Zu Hilfslieferungen nach Syrien

Heuchelei ohne Grenzen

Mit einem Veto begrenzten Russland und China Hilfslieferungen nach Idlib, die an der syrischen Regierung vorbei geliefert werden. Wieder einmal gab es Tränen und Empörung im Westen. Wären die Tränen echt und wollten USA, EU und ihre Verbündeten tatsächlich Menschen in Not helfen, müssten sie als erstes die Sanktionen gegen Syrien beenden, wie es zum Beispiel die katholische Stiftung Kirche in Not (ASC) fordert. Der Leiter von ACS Italien hatte im letzten Oktober gemeinsam mit dem Mailänder Erzbischof Mario Delpini Syrien bereist. Sein Fazit: „Der einzige Effekt der Sanktionen ist, dass die Bevölkerung hungern muss.“

Gezielt und bewusst zerstören Wirtschaftssanktionen von EU und USA die Grundlagen der syrischen Gesellschaft. Landwirtschaft, Wasserversorgung und Gesundheitswesen fallen den Sanktionen zum Opfer, wie Untersuchungen der WHO und anderer Organisationen schon vor Jahren deutlich gemacht haben.

Tränenreich beklagt der Westen den Hunger im dschihadistisch kontrollierten Idlib. Doch Verhandlungen mit der syrischen Regierung oder gar eine Zusammenarbeit mit dem syrischen Roten Halbmond, um die Versorgung im Norden sicherzustellen? Gott behüte!

Der Krieg gegen Syrien wird an zwei Fronten geführt. Die Gebiete unter Kontrolle der Regierung sollen mittels der Sanktionen ausgehungert werden – und im Norden soll die Position der Dschihadisten gestärkt werden, indem die Versorgung der Bevölkerung an der Regierung vorbei betrieben wird. Die Grenzen nach außen sollen aufgelöst, die nach innen verstärkt werden.

Die Regierung der Russischen Föderation hat mit ihrem Resolutionsentwurf diesen Zusammenhang deutlich gemacht, als sie verlangt hat, die Auswirkungen der westlichen Sanktionen auf Syrien zu untersuchen. Nur deshalb haben die USA und ihre Verbündeten diesen Resolutionsentwurf abgelehnt.

Der syrische Rote Halbmond hat in der Vergangenheit erfolgreich mit WHO und dem Roten Kreuz bei der Versorgung in Notstandsgebieten zusammengearbeitet. Ein Ende der Sanktionen, Zusammenarbeit mit der syrischen Regierung und dem Roten Halbmond könnte mehr Not lindern als Hilfslieferungen von außen. Doch ist Syrien der Feind und muss um jeden Preis bekämpft werden.

Russland und China würden 500.000 Kindern die Hilfe entziehen – das war der Vorwurf des deutschen Botschafters bei der UN, Christoph Heusgen. Angesichts der Kriegspolitik des Westens gegen Syrien eine Heuchelei ohne Grenzen.

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"Heuchelei ohne Grenzen", UZ vom 17. Juli 2020



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