„Alles dichtmachen“ hat auch viel Zustimmung erfahren. Wie sich Jan Josef Liefers des Empörungssturmes erwehrt hat, war eher erbärmlich. Er hat sich ein richtiges politisches Anliegen in einer Talkshow von Maybrit Illner nehmen lassen – wie auf der Anklagebank, reuig und falsch verstanden. Den sich entschuldigenden Satire-Versucher zu geben, löst anderes aus. In dieser Runde gab es die Chance, verständlich zu werden. Es gab die Chance, zu sagen, was „allesdichtmachen“ nicht gemacht hat, nämlich gezielt politisch zu sein. Der empörten Heuchelei aus der Politik, sofort mit dem Zynismus-Vorwurf, hätte man den Spiegel vorhalten, ihren eigenen Zynismus entlarven müssen. Sich gegen die wehren, die für die Zustände in Kliniken, Pflege, OP-Sälen, Arbeitswelt, für Rat- und Orientierungslosigkeit in der Politik verantwortlich sind – statt sich bei ihnen zu entschuldigen oder sich in die rechte Nähe drängen zu lassen.
Peinlich, wie Liefers die DDR in Erinnerung ruft, um zu begründen, dass man heute sagen dürfe, was man wolle. Nein, das darf man auch heute nicht. Nur, heute unterscheiden sie zwischen Narrenfreiheit, unerwünschten Reden oder auch solchen, die sich im Sinne der Herrschenden instrumentalisieren lassen. „Freiheitliche Medien“ verstehen das Geschäft, fertigzumachen, wen oder was fertiggemacht werden soll. Die Absicht von „allesdichtmachen“ war gut, die Machart weit unter Niveau guten politischen Kabaretts. Staatsversagen verständlich machen, sagen, in wessen Interesse gehandelt wird, Kritik und politische Position konkret machen geht anders.