Herzlichen Glückwunsch, Willi!

An „Gerns/Steigerwald“ kommt niemand vorbei, der sich ein wahrhaftiges Bild machen will von der programmatischen Entwicklung der DKP, von ihrer strategischen Orientierung und deren Grundlagen. So bewirbt der Neue Impulse Verlage das Buch, das zu Willi Gerns 90. Geburtstag frisch aufgelegt wurde.
Auch all diejenigen, die sich an der DKP abarbeiten, kommen an ihm nicht vorbei. Internetsuchmaschinen geben zu seinem Namen „ungefähr 636.000 Ergebnisse“ an. Dabei ist das Internet viel jünger als Willi.
Zu finden sind unzählige Artikel und Bücher von ihm. Neben Strategie und Programmatik der Kommunistischen Bewegung findet sich auch etliches zur Einschätzung der Russischen Föderation und der anderen ehemaligen Sowjetrepubliken.

Widerspruch hat er immer geerntet. Ein Teil davon war die notwendige Auseinandersetzung unter Kommunistinnen und Kommunisten zum Begreifen der Wirklichkeit. Der andere Teil waren die Anfeindungen des Klassengegners und des Opportunismus.

So kann man das, was der „Spiegel“ 1991 über die DKP schrieb, heute zu den Leistungen auch Willis zählen:
„Die späten Honecker-Verehrer sind weitgehend unter sich. Seit dem Rücktritt des Vorsitzenden Mies, der mit dem früheren SED-Chef stets Eintracht demonstrierte, hat ein vierköpfiger Sprecherrat Reformkommunisten und Gorbatschow-Anhänger systematisch aus der Partei gedrängt.

Die verbliebenen Matadore des Marxismus-Leninismus stuften die Wende in der DDR flugs als ‚Konterrevolution‘ (DKP-Chefideologe und Parteivorstandsmitglied Willi Gerns) ein. (…) Notwendig sei nun eine ‚starke gesamtdeutsche kommunistische Partei‘- gleichsam als Avantgarde der Arbeiterklasse im Leninschen Stil.“

Im Gegensatz zu vielen innerhalb und außerhalb der Partei diskutiert Willi hart an der Sache und bleibt dabei solidarisch im Ton.

Anerkennung für seine Lebensleistung erwies ihm auch die bürgerliche Presse in seiner Heimatstadt Bremen. Der „Weser Kurier“ berichtete über den 60. Jahrestag des KPD-Verbots:

„Als führender FDJ-Funktionär operierte Gerns fortan im Verborgenen, doch das ging nicht auf Dauer gut. 1955 wurde er verhaftet und ins Untersuchungsgefängnis nach Wolfenbüttel gebracht. Wenige Monate später kam es zum Prozess vor dem Landgericht Lüneburg, die Anklage vertrat der spätere Generalbundesanwalt Siegfried Buback.

,Die Prozessführung durch den Vorsitzenden war unglaublich‘, ereifert sich Gerns noch sechs Jahrzehnte später. ‚Das war ein ehemaliger NS-Kriegsgerichtsrat. Der hatte im Elsass an Todesurteilen gegen französische Résistance-Kämpfer mitgewirkt.‘ Ein Kommunistenfresser erster Güte also, der da über Gerns zu Gericht saß – und ihm auch ständig ins Wort fiel, wenn er sich zu den Tatvorwürfen äußerte, wie sich der 85-Jährige erinnert.“

Siehe: „Der Kampf gegen Rechts im Spiegel der DKP-Programme“ von Beate Landefeld und „Zur Parteikonzeption Lenins“ von Willi Gerns

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"Herzlichen Glückwunsch, Willi!", UZ vom 11. Dezember 2020



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