Das Thema für diesen Politkommentar ergibt sich von selbst: das Ende der der Sondierungsgespräche für die „Jamaika-Koalition.“
Doch den vielen Spekulationen über die „wahren Absichten“ der FDP-Führung will ich nicht die womöglich 335ste Variante hinzufügen. Mich interessiert nicht, ob nun die „Ära Merkel“ beendet ist oder nicht. Ich denke, es wird anders laufen.
Der aus meiner Sicht allergrößte Gewinner dieser Pleite wird ein zu meinem Erstaunen seit Monaten sichtlich schlanker gewordener und gebliebener Ex-SPD-Vorsitzender.
Woher ich das weiß? Nun ja, weil ich in diesen Tagen lernen konnte, was das eigentliche Erfolgsrezept von Sigmar G. ist.
Goslar, die Heimatstadt von SG, habe ich aus meiner Grundausbildung zum Soldaten beim Luftwaffenausbildungsregiment 14 in schlechter Erinnerung.
Unser damaliger Übungsplatz war eine Anhöhe am Rande der Stadt, genannt „Bollerich“. Dort lernten wir in einem schmuddeligen und kühlen Herbst den Umgang mit G3, MG 42 und wie man, „wenn der Russe kommt“, trotzdem „in Schützenreihe“ weiterrobbt und dabei schön aufpasst, dass man beim Herumkriechen im Matsch ordentlich „auf Lücke“ bleibt und seine „Haxen“ nicht senkrecht hält. „Sonst schießen euch die russischen Scharfschützen die Fersen in Trümmer.“
Zu meinem Erstaunen stelle ich jetzt fest, dass Sigmar G. ebenso wie ich bei der Luftwaffe „Z-2“ (Soldat auf Zeit für 2 Jahre) war und mit dem gleichen Dienstgrad wie ich, als Obergefreiter, entlassen wurde. Und damit wurde mir einiges klarer.
Sigmar versteht also was von Abwarten: trotz seiner „Bollerigkeit“, die ihn als Jugendlichen beinahe in ein Heim für Schwererziehbare gebracht hätte.
Das hat er spätestens „beim Bund“ gelernt. „Tarnen, Täuschen und Verpissen“ – das war das Motto aller Obergefreiten. Und das Selbstbewusstsein der Obergefreiten mit klarem Hang zum Größenwahnsinn erklärt auch einiges.
„Die Obergefreiten sind das Rückgrat der Armee.“ Mit diesem Motto kann man fast zwangsläufig Vizekanzler werden und noch sehr lange Außenminister bleiben.
Warum also nicht ein staatsmännisches „Ja“ für eine von SPD-Bundespräsident Steinmeier aus „Verantwortung und Pflicht für unser Land“ und „nach heftigen inneren Kämpfen abgerungene Zusage“ für eine neue „Große Koalition“?!
Denn wie sagte der Vorgänger von Sigmar und von Martin, ein ebenfalls mit Gebirge und Hügeln vertrauter Sauerländer, Franz Müntefering, doch einst: „Opposition ist Mist.“ Und das denkt außer Sigmar auch der allergrößte Teil der Führungsgarde der SPD. Neuwahlen werden weder CDU/CSU noch SPD wollen, weil sie befürchten müssen, dass sie noch weitere Stimmenverluste einstecken müssen.
Die Grünen haben dermaßen eigene „Grundsätze“ bei ihrem Schielen auf Regierungsposten verraten, dass es keiner großen Prophezeihungskraft bedarf, ihnen weitere Stimmeneinbrüche zu prognostizieren.
Und die FDP mag sich noch so sehr als die „einzige Kraft“ feiern, die ihre Wähler nicht „verrät“. Neue Wählergruppen wird sie dadurch aber nicht gewonnen haben.
Last but not least: Martin S. bekommt dann den Posten des Europa-Ministers bei Angela Merkel. Dann hat er auch seinen privaten Erfolg.