„Es ist unfassbar, wie lange es dauerte, vernünftig miteinander verhandeln zu können!“ sagte der ver.di-Kollege Heinrich Funke zum Verhandlungsergebnis bei Ameos in Osnabrück und Hildesheim.
Die Vernunft hatte im Verlauf der elf Streikwochen auf der Seite des Gesundheitsunternehmens mit Sitz in der Schweiz keine Freunde gefunden, bis zum Schluss nicht. Bei Ameos herrscht weiter der spitze Bleistift und die Aussicht auf schnelle Profite. Tariflohn, Kündigungsschutz und eine Reduzierung des bei Ameos hohen Anteils an Leiharbeit, wie von ver.di gefordert, gehen direkt gegen die Ameos-Strategie, möglichst viele Bereiche auszulagern, sowohl im Servicebereich und in der Verwaltung, aber auch bis in den Pflegebereich hinein.
Das Ergebnis ist ein hart erkämpfter Kompromiss mit langer Laufzeit: Entgelterhöhung von 1 Prozent ab 1. Mai 2016, 1,1 Prozent ab 1. Mai 2017, 1,1 Prozent ab Dezember 2018, weitere 1,35 Prozent ab 1. Februar 2019.
Die Laufzeit von 36 Monaten bis zum 30. April 2019 dürfte Ameos wichtig gewesen sein, weitere Auseinandersetzungen mit der Belegschaft, die sich bereits im Kampf um einen Tarifverhandlungen mehr und mehr gewerkschaftlich zusammenschloss, sind nicht im Interesse der Geschäftsführung. Ein Erfolg ist die unbefristete Übernahme von insgesamt 50 Beschäftigten aus der Leiharbeit – dies wiederum war ver.di wichtig.
Die Kolleginnen und Kollegen bei Ameos haben – bei allen Zugeständnissen – einen langen Streik durchgehalten und werden den Konflikt weiter führen müssen. Das ist angesichts der aggressiven Art, wie Ameos den Arbeitskampf führt, der eigentliche Erfolg. Streikende wurden zu Gesprächen zitiert mit dem Versuch, sie aus dem Betrieb zu drängen. Auch das ist gescheitert. Die Maßregelungen, die während der Streiks gegen Beschäftigte erfolgten, sind vom Tisch.
Zu Ameos: 12 000 KollegInnen arbeiten an 38 Standorten in 68 Einrichtungen für Ameos, darunter 48 Krankenhäuser. Dennoch gibt es keinen Konzernbetriebsrat, weil Ameos alle Teile des Unternehmens unter 2 000 MitarbeiterInnen hält. Ameos hat in Osnabrück und Hildesheim nach der Übernahme der Landeskrankenhäuser einen Prozess der Auslagerung möglichst weiter Teile des Betriebs begonnen.