„Die Aussichten im Tunnel“ – der Titel der Konferenz ist rätselhaft. Doch spätestens mit Ulbrichts Sturz sah der DDR-Dichter Peter Hacks den Sozialismus auf einem absteigenden Ast. Dennoch schuf er mit Stücken in den 1970ern nicht nur seinen Ruhm auf deutschen wie internationalen Bühnen, sondern auch einen Zugang zu künstlerischen und politischen Fragen der Zeit. Die 16. Peter-Hacks-Tagung, die am 4. November in der Humboldt-Universität zu Berlin stattfindet, untersucht diese turbulente Dekade, in der „Ein Gespräch im Hause Stein…“ den Höhepunkt und der „Biermann-Brief“ den Tiefpunkt seiner Popularität bedeuteten.
Die Konferenz beginnt mit einem Kulturprogramm am Vorabend: Das 2022 in Sachsen-Anhalt mehrfach aufgeführte Hacks-Trauerspiel „Jona“ unter der Leitung Jens Mehrles ist am Freitag, den 3. November um 19 Uhr im Theater OST in Berlin-Adlershof zu sehen. Darin geht es um das Ringen staatlicher Kunst und Vernunft mit staatlicher List.
Kai Köhler analysiert und bespricht das Drama ausführlich in seinem Tagungsbeitrag am Samstag. In weiteren Referaten untersuchen Jürgen Pelzer die utopistischen Konzepte innerhalb des Sozialismus, die dessen Untergang beschleunigten, und Detlef Kannapin Hacks’ Gedanken über die Einführung des Sozialistischen Realismus in der DDR. Lukas Meisner, der bei Das Neue Berlin vor Kurzem sein Buch „Medienkritik ist links“ veröffentlicht hat, schaut sich diese Gattung ebenfalls an, um Hacks’ Gattungs- und Epochentheorie herauszuarbeiten. Aus Moskau wird Ella Wengerowa zugeschaltet sein, die seit 45 Jahren Hacks’ Werk ins Russische übersetzt, zuletzt ein Gedichtband. Sie betrachtet den internationalen Ruhm des Dichters just zu der Zeit, als dieser die politischen und kulturpolitischen Bedrohungen für den Sozialismus sieht. Auch Silke Flegel untersucht Hacks’ Verhältnis zum und Kampf um das Theater, denn die „Biermann-Affäre“, in der der Dichter den Rausschmiss des revisionistischen Jammerbarden befürwortete, beeinflusste dessen Zugang zu deutschen Bühnen. Der Dramaturg Ralf Meyer rundet die Tagung mit einer Geschichte vom 19. März 1979 ab, an dem eine von Peter Hacks geleitete Arbeitsgruppe an der Akademie der Künste einen Gedichtband Karl Mickels diskutierte und dabei laut Meyer ein Niveau des Denkens erreichte, das es weiter anzustreben gilt.
16. Peter-Hacks-Tagung
Humboldt-Universität zu Berlin
Raum 2249A
Unter den Linden 6
10117 Berlin
4. November 2023
10 bis 18 Uhr
Tagungsgebühr: 30 Euro, ermäßigt 20 Euro
Eintritt „Jona“: 25 Euro
Kombi-Preis: 50 Euro, ermäßigt 45 Euro
Weitere Infos: www.peter-hacks.de