Ein Blick auf einige Medienberichte der letzten Woche ist wieder einmal sehr lehrreich. Da wäre zum Beispiel die bereits bis zum Erbrechen wiederholte Meldung, NATO-Generalsekretär Stoltenberg sorge sich um den INF-Vertrag, der am heutigen Freitag hinfällig sein wird. Aber statt sich an die Verursacherin des Problems zu wenden, nämlich die US-Regierung, die den Vertrag im Februar einseitig gekündigt hatte, oder statt sich an die eigene Nase zu fassen, weil nämlich die NATO samt ihrer Mitgliedstaaten den Vertragsbruch Washingtons einhellig unterstützt hatte – schiebt der zivile NATO-Chef den Schwarzen Peter wieder einmal den Russen zu. Die seien nicht bereit, auf ein Raketensystem zu verzichten, das angeblich gegen den Vertrag verstoße. Beweise für die Behauptung? Keine.
In Hongkong gab es wieder großen Aufruhr. Laut Meldungen der bürgerlichen Medien ging es gegen den Einfluss Chinas und auch gegen ein Gesetz über die Auslieferung Verdächtiger an China. Dass dieses Gesetz längst vom Tisch ist, muss ja nicht unbedingt erwähnt werden. Dass die Demonstranten für „Demokratie“ mit Fahnen der USA und auch mit der Flagge der britischen Kolonialverwaltung auf die Straßen gingen, ist allerdings keine Überlegungen wert.
Und da ist dann immer noch das leidige Tanker-Problem. Die britische Regierung braucht dringend eine Image-Auffrischung, also markiert sie den starken Mann und fordert von ihren Verbündeten Kriegsschiffe zum Schutz des friedlichen Handels. Immerhin haben ja die bösen Iraner ein britisches Schiff in ihre Gewalt gebracht. Was spielt es da schon für eine Rolle, dass britische Spezialkräfte und Polizei zuvor bei Gibraltar, vom Restzipfel des einstigen britischen Kolonialimperiums aus, einen Tanker mit iranischem Öl regelrecht gekapert haben?
Solche und viele andere Halbwahrheiten lassen stets einen wichtigen Teil der eigentlichen Wahrheit weg und sind daher nicht besser als simple Lügen.