Händewaschen in Potsdam

Herbert Becker zum Hasso-Plattner-Institut

Endlich ist es so weit: Bisher kennt man das Vehikel der sogenannten „Private-Public-Partnership“, kurz PPP, also ein wie auch immer austariertes Verhältnis zwischen der Öffentlichen Hand und den Investoren. Nun sind wir einen Schritt weiter. Das privat finanzierte „Hasso-Plattner-Institut“ ist jetzt Teil der Universität Potsdam als neue, sechste Fakultät der Hochschule. Mit dem Segen und voller Stolz stellte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch (SPD) die erste privat finanzierte Abteilung einer öffentlichen Universität in Deutschland vor.

Der Weg in eine neue, lichte Zukunft der deutschen Wissenschaftslandschaft ist geebnet. Endlich keine Abhängigkeiten mehr von Haushaltsplänen der Bundesländer und des Bundesfinanzministers, egal wie er heißen mag und welcher Partei er angehört.

Bisher war das Institut ein sogenanntes „An-Institut“, diese Qualifizierung zweiter Klasse ist jetzt vorbei, dafür wird viel Geld über eine Stiftung des Herrn Plattner in die Hand genommen. Der Jahresetat wird bei rund 20 Mio. Euro liegen, zu den bisher zwölf Dozenten sollen weitere zehn hinzukommen, in fünf Jahren rechnet man mit 750 bis 1 000 Studierenden.

Vier neue Studiengänge werden für einen Master-Abschluss eingerichtet, darunter „Cyber Security“ und „Data Engineering“. Der Trend zu „Big Data“ wird durch eine Reihe von Entwicklungen vorangetrieben, dem will man sich im zweiten Studiengang und gemeinsamen Forschungsvorhaben widmen.

Hasso Plattner ist einer der Begründer der Software-Firma SAP, eines der größten Unternehmen im Land. Plattner hält rund acht Prozent des Aktienkapitals. Die ihm jährlich zukommende Ausschüttung liegt – leicht schwankend – nicht unter 50 Mio. Euro. Sein Vermögen wird auf rund 10 Mrd. Euro geschätzt. Er (mittlerweile über 70 Jahre alt) schmückt sich gerne mit dem Titel Mäzen, steckt Geld in Museen und Kunst, aber auch in Wissenschaftsprojekte.

Dass sein Institut in Potsdam angesiedelt ist, hat einen guten Grund darin, dass in diesem schönen Städtchen schon früher viel Militär angesiedelt war. Heute unterhält die Bundeswehr in einer Potsdamer Kaserne ihr sogenanntes „Einsatzführungskommando“, das für die operative Leitung der Einsätze der Streitkräfte bei zurzeit 16 Auslandsverwendungen zuständig ist. Immer neues und gut ausgebildetes Personal wird dort gebraucht. Was liegt näher, als die Absolventen der Plattner-Studiengänge zu rekrutieren, und was liegt ebenfalls näher, als SAP, einem der führenden Unternehmen in der Informations- und Kommunikationstechnologie, die Einsatzaufträge zuzuschanzen?

So wäscht künftig auch in Potsdam eine saubere Hand die andere.

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"Händewaschen in Potsdam", UZ vom 14. April 2017



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