Weit mehr als 60 Menschen nahmen an der Gründungsveranstaltung des Dortmunder Bündnisses für mehr Personal im Gesundheitswesen am 9. April teil. In ihrem Grußwort sagte Jutta Reiter, Vorsitzende des DGB Dortmund-Hellweg, dass die Politik von Deregulierung und Privatisierung nicht nur verfehlt sei, sondern erheblich zu den Missständen in der Pflege beigetragen habe und die Daseinsvorsorge nicht nur im Gesundheitswesen gefährde. Sie freue sich über die Gründung des Bündnisses und wünschte ihm viel Erfolg.
In zwei weiteren Beiträgen wurden die Situation und die Arbeitsbedingungen in den Dortmunder Krankenhäusern und den Altenpflegeheimen aufgezeigt. In beiden herrschen wegen fehlender Arbeitskräfte unzumutbare Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Kollegen aus dem Uniklinikum Düsseldorf schilderten anschließend ihre Erfahrungen in den Streiks und mit der Unterstützung der Kämpfenden durch das Düsseldorfer Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus.
In der folgenden Diskussion wurde deutlich, dass die Ökonomisierung des Gesundheitswesens mit dem Einzug des Gewinnprinzips ein wesentlicher Grund für die herrschenden Missstände ist. Die Weigerung, Krankenhäuser mit ausreichenden Investitionsmitteln auszustatten, führe zu Einsparungen und Vernichtung von Arbeitsplätzen in der Pflege. Es sei ein Skandal, dass Milliarden Euro für die Bankenrettung aufgebracht wurden, aber dem Gesundheitswesen eine bedarfsgerechte Finanzierung verweigert werde. Würden morgen sämtliche Pflegekräfte ihre Arbeit einstellen, zeige sich schlagartig ihre Systemrelevanz. Notwendig sei die Abschaffung des DRG-Systems, also der Fallpauschalen, und die Rückkehr zum Pflegesatzsystem.
Die Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen haben dazu geführt, dass viele Beschäftigte ihre Arbeitszeit reduziert haben oder vorzeitig ausgeschieden sind, um ihre Gesundheit zu schützen. Schon in der und auch nach der Ausbildung geben viele auf. Das Durchschnittsalter der Beschäftigten in der Düsseldorfer Uniklinik betrage aktuell 49 Jahre.
Der Beschluss zur Gründung des Bündnisses wurde einstimmig gefasst. Nicht nur der DGB, ver.di und die IG Metall Dortmund werden die Arbeit des Bündnisses nach Kräften unterstützen, sondern auch viele der Anwesenden haben sich dazu bereit erklärt. Erste Aktionen des Bündnisses stehen schon fest: Am 17. und 18. April wird der „Olympische Brief“ in zwei Dortmunder Kliniken den Beschäftigten und Patienten die Möglichkeit geben, den Gesundheitsministern deutliche Worte zu sagen. Am 1. Mai wird das Bündnis für seine Arbeit und Forderungen in der Demo und dem anschließenden Fest im Westfalenpark werben und auf sich aufmerksam machen.