Die Bundesliga und der Fußball-Spruch des Jahres

Gut gemacht!

Von Karl Rehnagel

Wir waren am Freitag mal wieder eine illustre Gesellschaft: W., der lauteste Taxifahrer der Welt, U., der Mann ohne Zähne, meine lesbische, Bass-lehrende Freundin S., der strubbelige A. aus dem Garten, die schöne M. und ich. Weniger bunt war das Spiel der Dortmunder, es plätscherte irgendwie planlos vor sich hin und so bekam ich zwar sämtliche lustigen Geschichten am Tisch mit, nicht aber das Geschehen in der Glotze. Bezeichnend, dass ich das erste Tor von Abdou Diallo (hübscher Name übrigens) erst in der Wiederholung sah, als sich alle anderen schon jubelnd abklatschten. Das Tor war, wie das ganze Spiel, eine ziemliche Gurke, reingenötigt irgendwie. Letztlich gewannen wir 3:1, nicht wirklich verdient.

Das Zweitbeste am Abend war: Ich hatte das getippt und damit vier fette Punkte in der Tipprunde eingeheimst. Das Beste: Die schöne M. und ich saßen noch zu zweit bis 1 Uhr mit Wolldecken und Kerzen draußen und bestellten noch geschätzte 21 einzelne Biere, immer nur ein „letztes“, das wir teilten, weil wir beide kein ganzes mehr trinken wollten. Vollendet sinnfrei das Ganze, aber sehr romantisch. Die Bedienung hatte es nicht so mit sinnfreier Romantik und warf uns zum Schluss mit einem Blick raus, der sämtliche Bäume im Umkreis von 23 Metern spontan vereisen ließ. Gut gemacht!

Meine Tipperei wiederum war auch sonst erstaunlich erfolgreich: Mainz schlägt Augsburg, Bayern Bayer, Leipzig Hannover und Gladbach die Schalker – alles richtig vorausgesagt. Ebenso wie die Tatsache, dass es die Schalker Kollegen dieses Jahr ganz übel erwischen wird: mit null Punkten auf Platz 17 der Tabelle und jetzt kommt erst Porto in der Pilze-Liga und dann Liga-Primus Bayern München. In Gelsenkirchen könnte es, trotz Sonnenschein und 30 Grad, ziemlich zappenduster werden. Das skurrilste Spiel fand in Freiburg statt, es hagelte sechs Tore (3:3) und einen Platzverweis. Bringt beiden Vereinen aber nicht wirklich viel, dieses Pünktchen. Und die Aufsteiger aus Düsseldorf gewannen erstaunlicherweise gegen Hoffenheim, nachdem sie letzte Woche schon den Plastikmännchen aus Leipzig einen Punkt abgeluchst hatten. Gut gemacht!

Die Redaktion indes möchte, dass ich über die Nominierungen zum Fußballspruch des Jahres schreibe, was ich langweilig finde, weil sie langweilig sind. Also die Sprüche, nicht die Redakteure. Gerade noch ganz lustig: „Die Schweden sind wie die Mittdreißiger in der Disco: Hinten rein stellen und warten, ob sich was ergibt“ (Thomas Hitzlsperger). Halbwegs intelligent Kevin-Prince Boateng: „Es kommt mir vor, als ob wir mehr gegen Pyrotechnik kämpfen als gegen Rassismus.“ Und mal wieder nicht zu schlagen Lothar Matthäus mit dem legendären „Wäre, wäre, Fahrradkette.“ Alles nicht so wirklich prickelig, aber immerhin hab ich so noch die Bitte der Redaktion mit eingeflochten. Alles in allem also wohl: Gut gemacht!

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"Gut gemacht!", UZ vom 21. September 2018



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