In Bangladesch protestieren Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter seit Wochen für höhere Löhne. Sie fordern eine Erhöhung ihres Mindestlohns auf umgerechnet mindestens 195 Euro im Monat, was eine Verdreifachung wäre. Bei Großdemonstrationen kam es zu Übergriffen von der Polizei mit Verletzten und inzwischen drei Todesopfern. 150 Fabriken haben ihre Produktion eingestellt.
Am 7. November hat eine von der Regierung eingesetzte Kommission eine Mindestlohnerhöhung um 56,25 Prozent auf 104 Euro ab Dezember angekündigt. Für die Gewerkschaft der Textilarbeiter ist das inakzeptabel. Die Lohnerhöhung sei nicht mit den steigenden Kosten für Lebensmittel, Mieten, Gesundheitsversorgung und Schulgebühren vereinbar. Bangladeschs Regierungschefin Scheich Hasina Wajed hat weitere Angebote abgelehnt. Die Arbeiterinnen und Arbeiter sollten sich mit den angekündigten Erhöhungen zufriedengeben „und ihre Arbeit fortsetzen“. Sollten sie weiter „auf die Straße gehen, … werden sie ihre Arbeit verlieren und in ihre Dörfer zurückkehren müssen.“
Bangladesch ist einer der größten Produzenten von Textilien weltweit. In rund 3.500 Fabriken und Werkstätten schuften vier Millionen Menschen für Hungerlöhne. Zu den Profiteuren in Deutschland gehören H&M und Aldi.
Die Textilgruppe der DKP Brandenburg und ihre Vorsitzende Marion Baur haben sich mit einem Brief an die IG Metall Brandenburg gewandt, den wir hier dokumentieren:
Wir – Textilarbeiterinnen und Textilarbeiter, meist aus Brandenburg – erleben mit Empörung die „Betriebsschließungen“ (wir nennen das Aussperrung) und das brutale Vorgehen der Polizei gegen demonstrierende Textilarbeiter in Bangladesch, besonders in der Hauptstadt Dhaka. Die Kolleginnen und Kollegen gehen auf die Straße, um die Forderung ihrer Gewerkschaft nach Anhebung des Mindestlohns für Textilarbeiter auf umgerechnet 195 Euro monatlich zu unterstützen. Derzeit verdient ein Textilarbeiterin umgerechnet etwa 68 Euro im Monat, ein Hungerlohn im wahrsten Sinne des Wortes. Selbst dieser wird oft nicht eingehalten und wurde seit fünf Jahren (!) nicht erhöht. Unsere Schwestergewerkschaft in Bangladesch tut unserer Meinung nach genau das Richtige, wenn sie darum kämpft, wenigstens die schlimmsten Härten für die Kolleginnen und Kollegen abzumildern. Wir möchten die IG Metall ersuchen, sich verbal – und sollten die Aussperrungen weitergehen, auch materiell – mit den Textilarbeitern zu solidarisieren.
Die meisten deutschen Textilhersteller und -labels (billige wie teure) lassen in Bangladesch produzieren. Unsere seit Jahrzehnten bei Arbeitsunfällen, Fabrikeinstürzen, Bränden et cetera verletzten oder getöteten Schwestern dort zahlen den bitteren Preis für die Gewinne der deutschen Unternehmer. Ihnen soll nicht einmal ein halbwegs zum Leben reichender Lohn gezahlt werden.
Wir müssen als Gewerkschafter unsere Stimme in Solidarität mit den Textilarbeitern in Bangladesch erheben!