Die Braunschweiger Zeitung veröffentlichte in ihrer Ausgabe vom 21. Juni eine Meldung des Evangelischen Pressedienstes (epd), der zufolge eine Untersuchung der Universität Marburg ergeben habe, dass 50 Stunden Arbeit pro Woche Väter zufrieden macht. Der Autor und Soziologieprofessor Martin Schröder: „Die traditionelle Rolle für Männer ist die des Familienernährers und Vollzeitarbeiters“ und weiter: „Männer scheinen sich in dieser Rolle am wohlsten zu fühlen.“ Und, merke auf: „Auch bei Müttern steigt die Lebenszufriedenheit mit der Arbeitszeit des Partners.“ Ihr meint, das reicht jetzt? Haltet die Empörung einen Moment zurück: „Für Väter gibt es kaum etwas, das einen so negativen Einfluss auf die Zufriedenheit hat, wie weniger zu arbeiten“, setzt Schröder noch einen drauf. Wenn ihr jetzt aufschreit, bin ich ganz bei euch.
Hat der Verfasser dieser „Studie“ auch die Bauarbeiter/innen, Lokführer/innen und die Menschen gefragt, die in Mehrschicht-Betrieben arbeiten, was sie von einer 50-Stunden-Woche halten? Hat er auch die Mahnungen der Krankenkassen gelesen oder die Untersuchungen der Hans-Böckler-Stiftung berücksichtigt, die zu gegenteiligen Erkenntnissen kommen: dass überlange Arbeitszeiten krank machen? (.…)
Für uns gehört der Kampf um die Arbeitszeitverkürzung dringend auf die Tagesordnung. (…)
Wir werden aber keinen Schritt weiterkommen, wenn wir uns argumentativ im vorgegebenen Rahmen bewegen, indem wir uns darüber aufregen, wer wann was gekocht hat. Wenn wir das tun, sind wir dem Kapital und seinen politischen Helfershelfern schon auf den Leim gekrochen. Weder die MeToo-Debatte – und die Sachverhalte sind schlimm, die ihr zugrunde liegen! – noch die Aufregung darüber, dass zu wenige Frauen in Aufsichtsräten sitzen, schafft einen einzigen Arbeitsplatz, nützt z. B. den Frauen in prekärer Beschäftigung kein bisschen. Aber um diese, die Frauen unserer Klasse, muss es uns doch gehen! (…) Arbeitszeitverkürzung und Recht auf Arbeit für alle sowie die Friedensfrage – „abrüsten statt aufrüsten“ – sind die Handlungsfelder, auf denen wir alle da wo wir leben und arbeiten anpacken können, wenn wir den Rücken von der Wand kriegen wollen: im Betrieb, in den Gewerkschaften und Bündnissen, auf Straßen und Plätzen.