„Wir“ waren fast acht Jahre lang Papst und bis zum 31. Dezember fast ein weiteres Jahrzehnt Gottes Seniorchef auf Erden. Von seinem Vorgänger Johannes Paul II. 1981 zum Chef der vatikanischen Glaubenskongregation gemacht, die unter anderem Namen und zu anderen Zeiten Hexen und Heliozentristen ausfindig und unschädlich machte, war Georg Ratzinger meist am rechten Platz in der Katholischen Kirche zu finden. Er avancierte sogar nachhaltig zum Helden deren konservativen Flügels, als er 2005 als Benedikt XVI. Papst wurde. In besagten acht Jahren schaffte er es, die rückwärtsgewandten Festlegungen des polnischen Antikommunisten zu verfestigen, aber der oberste Dienstherr versagte ihm die Anerkennung: Geist und Körper seien mit 85 Jahren nicht mehr stabil genug, ließ jener aus Ratzingers Mund verkünden. Benedikt ging vor Ratzinger in den Ruhestand, der in diesem Beruf ansonsten mit dem Ablauf der biologischen Uhr beginnt.
Sollte Gottes Plan gewesen sein, jeglichen – gegenüber dem Polen und dem Deutschen allemal fortschrittlich wirkenden – Nachfolger durch einen heckenschießenden emeritierten Papst im Zaum halten zu können, so blieb das ein frommer Wunsch. Denn der Argentinier Jorge Mario Bergoglio kritisiert so dies und das in Gottes eigenem Hause und ist auch noch so frei, bei der Weihnachtsansprache Kriege und Konflikte im Jemen und Syrien, in Myanmar, Palästina, dem Iran oder dem Sahel zu erwähnen, die seit Ende Februar nach hiesigen medialen Maßstäben als beendet gelten durften. Eine Genugtuung für Ratzinger, dass jene deutschen Medien aus der Rede von Papst Franziskus einzig den Kriegsschauplatz Ukraine zitierten, womit die deutsch-argentinischen Widersprüche eingeebnet waren.
Zwei Tage vor Ratzinger wechselte Gott noch einen anderen Konservativen letztmalig aus, der seinen Thron ebenfalls einem Argentinier hatte übergeben müssen: Pelé, König des Fußballs. Abermals „wir“ waren in der Eigenwahrnehmung zwar schnell „Kaiser“, aber Pelé war nicht wirklich zu toppen. Außer durch Diego Maradona, der mit seiner Hand definitiv die besseren Verbindungen zu Gott nachwies. Hätte man jedenfalls gedacht.
Denn die ungerechtfertigte Gleichmacherei, die in Sachen Ukraine das deutsch-mediale Sezieren schafft, übernahm gegen Maradona die FIFA: 1999 musste er den „Weltfußballer des Jahrhunderts“ mit Pelé teilen.