Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD wünscht man sich, dass „Glasfaser in jeder Region und jeder Gemeinde, möglichst direkt bis zum Haus“ kommt. Das Papier lässt allerdings offen, ob tatsächlich das Verlegen von Glasfaserkabeln bis ins Gebäude gemeint ist. Das Versprechen im Koalitionsvertrag wird durch das Wort „möglichst“ eingeschränkt.
Unternehmen wie die Telekom werben zwar fleißig mit Glasfaseranschlüssen, die ein schnelles Internet versprechen, jedoch sind sie in Deutschland selten. Meistens läuft das Internet über Kupferkabel mit einer Übertragungsrate von 10 Gigabit pro Sekunde. Glasfaserverbindungen erreichen problemlos Raten von 1 000 Gigabit pro Sekunde. Im EU-weiten Vergleich liegt die Bundesrepublik auf Platz 27, einen Platz vor dem Letztplatzierten, Österreich.
Für den Ausbau müssen überall neue Leitungen gelegt werden, dementsprechend sind der Aufwand und die Kosten enorm. Alleine für die Stadt Hannover rechnet die Telekom mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Zur Erschließung von 45 000 Haushaltenmüssten gut 600 Kilometer Kabel verlegt und 170 Verteilerkästen neu errichtet werden.
Der Legende nach wollte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) den Glasfaser-Ausbau beginnen und Bundespostminister Kurt Gscheidle (SPD) legte dazu dem Bundeskabinett einen 30-Jahres-Plan vor. Nach dem Machtwechsel 1982 legte der neue Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), die Pläne auf Eis und forcierte ab 1985 den Ausbau des Kabelfernsehens, was zur damaligen Zeit billiger und werbewirksamer war, als für die meisten E-Mail und Browser noch unbekannte Begriffe waren.
Legende hin oder her, der Ausbau der Glasfasernetze zeigt, dass die viel besungende Innovationskraft des Kapitalismus mehr eine Phantasie einiger gutgläubiger Wirtschaftsprofessoren ist.