Die aktuelle Ausgabe der „Auf Draht“ – Zeitung der DKP München und der Gruppe KAZ, befasst sich mit dem Versuch der US-amerikanischen Gewerkschaft UAW, die Belegschaften der Autofabriken deutscher Konzerne im Süden der USA zu organisieren.
BMW, Mercedes und Volkswagen betreiben große Produktionsstätten in den US-Südstaaten. Der Einfluss von Gewerkschaften ist in diesen Staaten schwach, zum Teil gesetzlich eingeschränkt. Weder im BMW-Werk in South Carolina noch im Mercedes-Werk in Alabama gibt es bisher Gewerkschaftsvertretungen in den Belegschaften.
Die Gewerkschaft „United Auto Workers“ (UAW) hat mit ihren erfolgreichen, Aufsehen erregenden Streiks im letzten Jahr gegen die „Big Three“ – Ford, General Motors und Stellantis – die Schleusen geöffnet. Die Löhne dort wurden um 20 bis 25 Prozent erhöht. Das hatte Auswirkungen auf die deutschen „Großen Drei“ – nämlich BMW, Mercedes und VW.
Die haben nach diesem Abschluss die Löhne schon mal deutlich angehoben. Die UAW ging nach diesem Sieg mit ihrer Kampagne in den Süden.
VW Chattanooga: Die erste Bastion der deutsch-amerikanischen Gewerkschaftsfeinde wurde nun geknackt. Die arbeiterfeindliche Gesetzgebung im US-Staat Tennessee verlangt eine Abstimmung, bevor eine Organisierung möglich ist. Die Gewerkschaft darf nur vor dem Werkstor für sich werben. 4.300 Arbeiter haben im April mit der großen Mehrheit von 73 Prozent für eine gewerkschaftliche Vertretung durch die UAW gestimmt.
Mercedes Tuscaloosa: Der Ort klingt wie aus einem Wildwestfilm. Und ähnlich gesetzlos geht es da auch zu. Auch hier gilt das Verbot der Gewerkschaft, wenn nicht die Mehrheit der Arbeiter für ihre Organisation abstimmt. Das wird mit allen Mitteln hintertrieben – mit Drohung der Entlassung und Hetze in den Medien gegen die Gewerkschaft. Über die Gewerkschaft zu sprechen ist im Mercedes-Werk verboten. Bei der Abstimmung für die UAW am 17. Mai wurde die Mehrheit um einige Prozente verfehlt.
BMW Spartanburg: Es ist seit 1992 weltweit das größte Werk der BMW-Group mit 12.000 Beschäftigten. In diesem sogenannten X-Werk werden alle SUVs mit X im Namen hergestellt und auch nach Europa exportiert.
David Britt, Stadtrat von Spartanburg County, der 1992 bei der Anwerbung von BMW mitwirkte, nannte den Grund, warum der „german automaker“ Spartanburg County und South Carolina für sein nordamerikanisches Werk auswählte. Es sei der „niedrigste gewerkschaftliche Organisationsgrad in den Vereinigten Staaten, nämlich 1,7 Prozent“.
Die BMW Group USA beobachte den Streik der UAW sehr genau, so eine Sprecherin, um die Folgen für das gewerkschaftsfreie Werk abschätzen zu können. So schaut’s aus mit den Sprüchen der deutschen Automonopolisten von Mitbestimmung und „FairWandel“. Verschlagen, wie sie sind, nutzen sie die arbeiterfeindlichen US-Gesetze für ihre Profite aus.
Gegen alle staatlichen Hürden haben es die VW-Arbeiter geschafft, die UAW ins Werk zu holen. Die Mercedes-Arbeiter werden mit der UAW einen neuen Anlauf machen. Die BMW-Kollegen stehen vor der Herausforderung.
Die UAW stand solidarisch an der Seite der Kollegen im Tesla-Werk Brandenburg, als diese für den Zutritt der IG Metall kämpften. Gut denkbar, dass sich die BMW-Kollegen aus München mit ihren Kollegen in Spartanburg solidarisieren, wenn diese für eine Gewerkschaft im Werk kämpfen.