Das Ruhrgebiet war im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstört; unter anderem die 1936 entstandene Rheinmetall-Borsig AG trägt daran eine massive Schuld. Ein Rheinmetall-Vorläufer stammt aus Dortmund-Hörde, und am Borsigplatz feiern die Dortmunder Fußballfans ihren BVB. Denn die meisten Menschen der Region pflegen eine innige Liebe zum Fußball und hätten gern alte Zeiten zurück. Mittlerweile sind Bochum und Dortmund die beiden letzten in der höchsten Liga des Fußballs verbliebenen Städte – einem Sport, in dem Identität vor allem mit Abgrenzung zu tun hat.
Aus Bochumer Sicht ist das gut begründet, ist der reiche Nachbar doch der einzige börsennotierte Verein der Bundesliga, dessen Geld zudem den schwächeren Nachbarn regelmäßig die Jugendspieler weglockt. Aber selbst die gutmütigsten Bochumer (wie auch manche BVB-Fans) waren fassungslos, als Borussia dem Bochumer Abstiegskonkurrenten Mainz am 33. Spieltag drei Punkte geschenkt hat – was den VfL am Ende beinahe die Liga gekostet hätte. Diesen Versuch, dem Nachbarn die ohnehin prekäre Existenz zu zerstören, werden manche über Jahre nicht vergessen.
Andererseits laufen Jahrzehnte alte Rivalitäten beim Gros der Anhänger eher unter Folklore. Daneben gibt es in allen Profivereinen auch Gewaltbereite, was von den Vereinsführungen regelmäßig bedauert und da und dort auch bekämpft wird. Deren Bekehrung muss man aber als schwierig konstatieren, wenn man die Erfahrung der Fans mit der Gewaltbereitschaft der Polizei ernst nimmt.
Und genau wie in Sachen Staatsgewalt sollte man im Fall von Borussia Dortmund den Kampf gegen Gewalt ganz oben beginnen. Der millionenschwere BVB-Werbevertrag mit Rheinmetall, das Waffen für zwei deutsche Weltkriege herstellte und gerade an der Eskalation zum dritten verdient, überschreitet jede ertragbare Grenze, denn hier geht es nicht mehr nur um fragwürdige Geschäftspartner, wie ihn zum Beispiel besagter VfL leider mit Vonovia hat. Sport ist völkerverbindend! Die auch von vielen Dortmunder Fans kommenden Proteste gegen diesen Deal mit dem Verdienst am Tod müssen die wochenlangen Tennisball-Aktionen gegen den Investoreneinstieg im Profifußball weit übertreffen und dem BVB zeigen, was sein Image-Slogan „Echte Liebe“ bedeutet: Einen totalen Fan-Boykott Dortmunder Spiele bis zur Rücknahme des Vertrags.