Zu Leserbrief „Sozialismus oder ­Charity“, UZ vom 11. Oktober

Gesellschaftlicher Fortschritt

Petra Lehmann, Thyrow

China ist ein Entwicklungsland, das von mindestens 1839 bis heute – einseitige Sanktionen und Handelsblockaden des Westens – an seiner Entwicklung gehindert wird. Auch wenn China weitgehend aus eigener Kraft hinsichtlich des wissenschaftlich-technischen Fortschritts den Westen in vielen Bereichen überholt hat, wird es noch eine Weile dauern, bis die gesamte Gesellschaft auf dieses Niveau angehoben werden kann.

Bislang gab es in China keine ambulante Pflege. Pflegebedürftige wurden von ihren Angehörigen versorgt oder mussten in ein Heim umziehen. Die von den Stadtteilzentren organisierten drei Stunden – ohne Umweg über Pflegeversicherung, Beantragung, Begutachtung – sind also ein gesellschaftlicher Fortschritt, ein Mosaikstein der sich entwickelnden „Silvereconomy“. Ein weiterer Aspekt der gesellschaftlichen Teilhabe Älterer: Alle staatlichen Museen sind ab 60 kostenlos.

Ich empfehle, zu versuchen, bei unserer Debatte über China mehrere Brillen abzulegen: Die der „imperialen Linken“ (Domenico Losurdo), bei der immer wieder „übersehen“ wird, was der Westen den kolonialisierten Ländern angetan hat und bis heute antut. Wo „übersehen“ wird, wo die Ressourcen herkommen, durch die bis heute die westliche Arbeiterklasse ihr höheres Lebensniveau erreicht. Und wir sollten uns hüten, unsere Probleme und Fragen als Akteure in einem der imperialistischen Zentren in der Phase des Stamokap auf China zu übertragen. China wird von einer (der größten und weltweit erfahrensten) kommunistischen Partei regiert. „Die Wahrheit in den Tatsachen suchen“ – und nicht: „Wenn die Realität nicht der Theorie entspricht – umso schlimmer für die Realität.“

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"Gesellschaftlicher Fortschritt", UZ vom 8. November 2024



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