Ende der Friedenspflicht: Über 220.000 Beschäftigte im Warnstreik

Gesamtmetall mobilisiert

Als „festgefahren“ bezeichnet die IG Metall die Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie. Um den Karren wieder ans Laufen zu bringen, mobilisierte die Gewerkschaft nach Ende der Friedenspflicht in der ersten Warnstreikwoche bundesweit mehr als 227.000 Beschäftigte*. Über 500 Aktionen hätten stattgefunden, so die IG Metall. Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf bezeichnete dies als „ein bisschen Geklapper für die IG-Metaller-Seelen“. Sinnvoll seien die Aktionen aber „angesichts der nach wie vor schwierigen wirtschaftlichen Lage“ nicht. Auf die Frage, ob er es in Ordnung finde, dass die Konzerne in die Staatskasse greifen, sich Kurzarbeit finanzieren lassen, die Aktionäre bedienten und jetzt die Beschäftigten leer ausgehen lassen wollen, sagte Wolf im „Handelsblatt“, das wolle er nicht kommentieren.

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Die gute Beteiligung an den vielfältigen Aktionen der IG Metall in Pandemiezeiten scheint zumindest zu einem Teil der motivierenden Art des Gesamtmetall-Präsidenten geschuldet. Bereits in der Friedenspflicht bildeten Beschäftigte Menschenketten um ihre Betriebe – und um das Gebäude des Arbeitgeberverbands in Siegen – und ließen Ballons steigen. Bereits in den letzten Tagen projizierten Beschäftigte ihre Forderungen an ihre Fabriken, spielten „Mensch ärgere dich nicht … über den Arbeitgeber“ auf dem Marktplatz und demonstrierten mit Fackeln und Booten auf dem Rhein. In Emden bildeten Beschäftigte einen Fahrradkorso, es gab eine Demo mit Paddelbooten auf der Elbe und in Bremen sollen Beschäftigte für den Arbeitskampf IG-Metall-Fahnen ausgegraben haben. Die „Angebote“ der „Arbeitgeber“ landeten in einer Feuertonne.

Auch in Baden-Württemberg gab es bereits vor Ende der Friedenspflicht Autokorsos, Menschenketten, Mahnwachen, Demos und Kundgebungen mit bis zu 90.000 Beteiligten. In den Tagen darauf streikten 50.000 Kolleginnen und Kollegen aus über 170 Betrieben.

Auffällig war die hohe Beteiligung eher kleinerer und mittlerer Betriebe, wo ein hoher Prozentsatz der Kolleginnen und Kollegen an den Aktionen teilnimmt. Es gibt auch viele gute Beispiele von gemeinsamen Aktionen mehrerer Betriebe gegen die Angriffe ihrer Bosse. Denn überall machen die Beschäftigten ähnliche Erfahrungen. Mit solidarischen Aktionen stärken sie sich gegenseitig den Rücken, tauschen Erfahrungen aus, vernetzen sich und lernen voneinander.

*Anmerkung der Redaktion: Die IG Metall hatte am Morgen des 9.3. zunächst 327.000 Warnstreikende gemeldet, diese Zahl jedoch korrigiert.

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"Gesamtmetall mobilisiert", UZ vom 12. März 2021



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