Zur Debatte um die Gasumlage

Genug der Geduld

In diesen Zeiten gewinnen sogar christliche Feiertage eine ganz neue Bedeutung. Am Montag, den 15. August, also am Tag von „Mariä Himmelfahrt“, will der „Marktgebietsverantwortliche“ der „Trading Hub Europe“ die genaue Höhe der von der Bundesregierung verordneten Gasumlage festlegen. Dieses Geld können sich dann alle, die ihre Wohnungen mit Gas beheizen und auch das Duschwasser damit anwärmen, schon mal beiseite legen – vielfach statt der Geschenke oder des Urlaubs zu Weihnachten.

Keine Sorgen um ein gelungenes Weihnachtsfest und gute Bilanzen zum Jahresende brauchen sich derweil die meisten Konzernvorstände in diesem Lande machen. In Windeseile ist die Regierung zur Stelle, um deren Profite jederzeit zu garantieren. Im jüngsten Fall geschieht das dadurch, dass per Gesetz sogar alle Verträge annulliert werden sollen, in denen die Energiekonzerne mit den Verbrauchern Festpreise vereinbart hatten. Abweichungen nach unten konnten sie gegenüber den Konzernen niemals durchsetzen. Abweichungen nach oben aber können die Konzerne mit der helfenden Hand der zurzeit von SPD, Grünen und FPD gelenkten Staatsmaschine nun erzwingen und Kasse machen.

Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages, Katrin Göring-Eckart (Grüne), ließ kürzlich verkünden: „Die notwendigen Einschränkungen wegen des Krieges sind nur der Anfang. … Wir werden lernen müssen, Einschränkungen hinzunehmen. Wir leben in einer Gesellschaft des Überflusses. Es gibt alles überall zu jeder Zeit. Muss das Brotregal im Supermarkt auch kurz vor Ladenschluss noch die volle Auswahl bieten, muss man … die riesige Auswahl im Restaurant haben?“ Diese Frau lebt offenbar in einer anderen Welt als die meisten, die nach Feierabend im Supermarkt einkaufen und sich selten ein Restaurant leisten können. Sie wird ihren Gürtel nicht enger schnallen müssen – aber an unsere Gürtel wollen die Herrschenden ran.

In einigen Medien ist von einem bevorstehenden „Herbst der Zumutungen“ die Rede. Zu wünschen wäre den Betroffenen der Mut zum Widerstand gegen diesen Raubzug auf die Geldbörsen der Geringverdiener, Tariflohnempfänger, Rentenbezieher und Studierenden.

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"Genug der Geduld", UZ vom 12. August 2022



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