Am vergangenen Samstag zogen 500 Demonstrierende, angeführt von der Schalmeienkapelle aus Schwäbisch Hall, durch einen kleinen Ort am Fuße der Schwäbischen Alb. Sie erinnerten an den Mössinger Generalstreik am 31. Januar 1933.
Damals hatten 800 Arbeiterinnen und Arbeiter unter der Losung „Heraus zum Massenstreik!“ gegen die Machtübertragung an Adolf Hitler demonstriert. Ihr Ziel war der Sturz der neuen Regierung und damit die Verteidigung der bürgerlichen Demokratie.
Aufgerufen zur Erinnerung an den 90. Jahrestag des Generalstreiks hatten Gewerkschaftsgliederungen von DGB, IGM, GEW und ver.di, sowie „Linke im Steinlachtal“ (LiST) und die VVN-BdA. Unterstützt wurde die Demonstration unter anderem von der DKP.
Die Auftaktkundgebung fand am Jakob-Stotz-Platz, benannt nach einem der Organisatoren des Generalstreiks, statt. Dort wurden die Akteure von 1933 vorgestellt und geehrt. Das Theater Lindenhof Melchingen spielte eine mitreißende Szene aus ihrem Theaterstück „Ein Dorf im Widerstand“ vor dem ehemaligen Fabrikgelände der damals bestreikten Weberei Pausa. Die Abschlusskundgebung war vor der Langgass-Turnhalle, die 1933 der Treffpunkt für die Streikenden war.
Im Anschluss wurde auf Einladung der Stadt Mössingen der Zeitzeugenfilm von 1983 „Da ist nirgends nichts gewesen außer hier“ gezeigt. Im Anschluss stellten sich Regisseur Jan Schütte und die Leiterin für die Museen und das Archiv der Stadt Mössingen, Dr. Franziska Blum, den Fragen der Zuschauer.
Die Diskussion im Kino und die Reden auf der Demo machten deutlich: Die Streikenden damals hatten mehr politische Weitsicht als viele andere. Sie ließen sich nicht gegeneinander ausspielen und nicht durch unterschiedliche Parteibücher auseinanderdividieren. KPD- und SPD-Mitglieder arbeiteten zusammen, sie kannten sich in dieser Kleinstadt mit damals 4.000 Einwohnern, waren Kollegen, Nachbarn, Freunde, Verwandte und wussten, dass sie nur gemeinsam Faschismus und Krieg verhindern konnten.
Und es waren die Kommunisten von der DKP, die die Erinnerungskultur an diesen Generalstreik wieder belebten, wie die Landessprecherin der VVN-BdA, Ilse Kestin, in ihrer Rede hervorhob.
Über Jahrzehnte war der Generalstreik in Mössingen totgeschwiegen oder diffamiert worden. Über einhundert Menschen aus Mössingen, Nehren, Talheim, Belsen, Bodelshausen und anderen Nachbarorten standen nach dem Streik vor Gericht – wegen „Hochverrat“ und „Landfriedensbruch“. Es war ein langer Kampf gegen Vergessen und Diffamierung, für die Würdigung der mutigen Generalstreikler, der mit der Umbenennung von Straßen und Plätzen in Mössingen einigen Erfolg hatte.