Tesla will seine Automobilproduktion in Deutschland ausbauen. Die Kapazität der erst im März letzten Jahres eröffneten Fabrik in Grünheide bei Berlin soll nun von zunächst 500.000 auf eine Million Elektroautos pro Jahr erweitert werden. Derzeit werden nach Tesla-Angaben rund 250.000 Fahrzeuge pro Jahr in Grünheide hergestellt.
Umweltschützer sind gegen den Ausbau der Tesla-Fabrik. Denn der Elektroautobauer ist bekannt für Störfälle und Intransparenz. Da das Werk in einem Wasserschutzgebiet liegt, achten Initiativen vor Ort sehr genau darauf, was Tesla macht und plant. Mehr als 1.000 Einwände haben sie bei den zuständigen Behörden eingebracht. Einer Anhörung am Montag blieben sie jedoch demonstrativ fern und forderten stattdessen den sofortigen Abbruch der Veranstaltung.
Warum? Tesla und zuständige Behörden stellten zwar Unterlagen zur geplanten Erweiterung des Werks zur Verfügung. Diese waren jedoch teilweise geschwärzt. Der eingereichte Genehmigungsantrag sei zudem zwischenzeitlich verändert worden, so die Umweltschützer. Der Wasserverband Strausberg-Erkner, der zum Wasserverbrauch von Tesla Auskunft geben sollte, war nicht vertreten. Es gebe neue Unterlagen, die erst noch geprüft werden müssten.
Das Land Brandenburg wies die Vorwürfe zurück, sprach von einem „ganz normalen verfahrensrechtlichen Prozess“. Die Landesregierung hat in Sachen Tesla eine Rolle eingenommen, die Zweifel an einer objektiven Betrachtung der Risiken aufkommen lässt. Die Ansiedlung des Elektrobauers scheint zu wichtig, um umweltrechtliche Bestimmungen zu einem Hindernis werden zu lassen.
Das scheint auch für andere Bereiche zu gelten. Mit „Inside Tesla“ legten Journalistinnen und Journalisten des Magazins „Stern“ eine umfangreiche Recherche zum Tesla-Standort Grünheide vor. Intensive Gespräche mit ehemalig und derzeit im Werk Beschäftigten sowie die Ermittlung im Werk durch eingeschleuste Journalistinnen zeigen, dass Tesla nicht nur mit Umweltauflagen Probleme hat, sondern auch mit arbeitsrechtlichen Bestimmungen. Arbeitsunfälle passierten in Grünheide nicht nur überdurchschnittlich häufig, sondern tauchten in den offiziellen Statistiken nur teilweise und in geschönter Form auf, berichtet der „Stern“ im Podcast „Inside Tesla“. Es fehle an Schutzvorrichtungen, Arbeitskleidung und Fachpersonal. Wer auf Missstände hinweise, werde entlassen.
„Beschäftigte berichten über Unfälle, Metallstaub, 45-Sekunden-Takte, Schichtarbeit bis Samstag 6 Uhr und dann Montag 6 Uhr wieder ran. Ein Drittel Krankenstand ist hier normal. Dann müssen die übrigen eben mehrere Stationen übernehmen. Das Band läuft aber genauso schnell weiter“, heißt es dazu auch von Seiten der IG Metall. Tesla will die Gewerkschaft unbedingt raushalten. Noch vor Produktionsbeginn wurde deshalb eine Betriebsratswahl initiiert. Eine Managerin steht nun an der Betriebsratsspitze. Mit Kritik, demokratischer Mitbestimmung oder Kontrolle kann der Konzern nicht umgehen – erst recht nicht innerhalb des Betriebs.
Die tollen Jobs, die hier zu Tausenden entstehen und eine Zukunft für die Region bieten sollten, wie die Landesregierung nicht müde wurde zu betonen, haben sich als Knochenarbeit zu schlechten Konditionen entpuppt. Dazu kommt, dass Hunderte trotz Personalmangel bereits wieder gefeuert wurden. Offizielle Zahlen dazu gebe es nicht, sagt die IG Metall. Der Betriebsrat winke die meisten Kündigungen durch.
Und Tesla macht krank. Wer mehrmals erkrankt, wird dazu aufgefordert, den behandelnden Arzt von der Schweigepflicht zu entbinden. Die Recherchen des „Stern“ belegen zudem: Wer einmal zu oft krank ist, fliegt raus. Bei Leihbeschäftigten kann das heißen, dass sie morgens einfach nicht mehr durchs Werkstor kommen, weil ihre Chipkarte nicht mehr funktioniert. Mehr „Transparenz“ braucht Tesla nicht.