Erfolg für Gewerkschafterinnen im Kampf gegen Zwangsmaßnahmen

Gegenwind für Klinikleitungen

Marta Jannsen / Werner Sarbok

Welch starke Waffe Solidarität sein kann, zeigte sich am Dienstag vergangener Woche: Die Asklepios-Konzernführung hat ohne weitere Erklärungen ihre Kündigung gegen unsere Kollegin Romana Knezevic in Hamburg zurückgezogen. Ihr Arbeitgeber hatte ihr wegen öffentlicher Äußerungen über die zugespitzte Situation in Hamburger Krankenhäusern die Kündigung ausgesprochen.

Der Konzern hatte ihr vorgeworfen, im „Hamburg Journal“ bewusst falsche Aussagen getroffen zu haben. Vor Gericht und in einem Gespräch versuchte die Geschäftsführung, Romana zu einer Abmilderung und Rücknahme ihrer Äußerungen zu bewegen. Doch die Kollegin wollte nicht verleugnen, dass Patienten alleine sterben, dass der Personalschlüssel unterirdisch ist und wichtige Zeit für die Pflege für anderes wie beispielsweise Reinigungstätigkeiten draufgeht.

Dass Romana es geschafft hat, bei all dem Druck und der Einschüchterung so klar und standhaft zu bleiben, kann sicherlich auf die breite und laute Solidarität von so zahlreichen Menschen und Gruppen zurückgeführt werden. Nun muss auch die Aufmerksamkeit darauf gerichtet sein, wofür sie und die vielen Kolleginnen und Kollegen kämpfen, nämlich eine sofortige Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Krankenhäusern. Mit der Rücknahme der Kündigung gibt Asklepios zu, dass die Zustände den Schilderungen Romanas entsprechen. Und auch wenn die Rücknahme der Kündigung ein wirklich großer Erfolg ist, kann von Ausruhen keine Rede sein. Die OPs werden wieder hochgefahren, Pflegekräfte sind am Ende ihrer Kräfte und ziehen die Notbremse und die Kliniken fahren immer mehr restriktive Maßnahmen gegen aktive Kolleginnen.

Es ist absolut überfällig, dass endlich gehandelt und dieser Notstand beendet wird. Erste und sofort mögliche Schritte können sein, Personal für Reinigungs- und Servicetätigkeiten einzustellen.

Auf ein großes Medieninteresse stieß am 23. Februar der Gütetermin in Sachen Kristin Zuber gegen das Prosper-Krankenhaus Recklinghausen am Arbeitsgericht in Herne. Auch hier war die Kraft der Solidarität sichtbar: An die 30 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter waren mit Fahnen und Transparenten erschienen, um die Krankenschwester und Gewerkschafterin zu unterstützen. Kristin Zuber hat das Recht auf Tragezeitpausen von Mund-Nasen-Bedeckungen für sich und die anderen Kolleginnen und Kollegen beim Arbeitgeber eingefordert und war daraufhin von der Geschäftsleitung zwangsversetzt worden. Dagegen wehrt sich die Kollegin.

Der gegnerische Anwalt bestand auf der Zwangsmaßnahme und blockte eine vom Arbeitsrichter vorgeschlagene und tragfähige gütliche Einigung ab. Daher wird es am 6. Mai um 11 Uhr zu einer Verhandlung vor dem Arbeitsgericht kommen.

Dieser Artikel ist für Sie kostenlos. Kritischer Journalismus braucht allerdings Unterstützung, um dauerhaft existieren zu können. Daher freuen wir uns, wenn Sie sich für ein Abonnement der UZ (als gedruckte Wochenzeitung und/oder in digitaler Vollversion) entscheiden. Sie können die UZ vorher 6 Wochen lang kostenlos und unverbindlich testen.

✘ Leserbrief schreiben

An die UZ-Redaktion (leserbriefe (at) unsere-zeit.de)

"Gegenwind für Klinikleitungen", UZ vom 26. Februar 2021



    Bitte beweise, dass du kein Spambot bist und wähle das Symbol Haus.



    UZ Probe-Abo [6 Wochen Gratis]
    Unsere Zeit