Die Potsdamer Konferenz und die Kämpfe im Fernen Osten

Gegensätzliche Ziele der Alliierten

Die alliierten Mächte, die sich zur Beratung in Potsdam (17. Juli bis 2. August 1945) zusammengefunden hatten, haben auch die Zukunft Japans erörtert und Japan zur bedingungslosen Kapitulation aufgefordert.

Die allgemeine politische und strategische Lage Japans hatte sich 1944 und 1945 zunehmend verschlechtert. Sein deutscher Aggressionspartner hatte 1943 an der sowjetisch-deutschen Front eine entscheidende Niederlage erlitten. Der zweite Partner Japans, das faschistische Italien, hatte kapituliert. Der faschistische Staatenblock begann zu zerfallen. Mit den außenpolitischen Schwierigkeiten wuchsen auch die innenpolitischen Widersprüche. Zu Beginn des Jahres 1945 hatte das anglo-amerikanische Oberkommando im Stillen Ozean das Übergewicht.

Am 26. Juli 1945, während der Potsdamer Konferenz, verabschiedeten die USA und Großbritannien gemeinsam mit China, das telefonisch zugeschaltet war, eine Potsdamer Deklaration (nicht zu verwechseln mit dem Potsdamer Abkommen), die Japan zur bedingungslosen Kapitulation aufforderte. In Übereinstimmung mit der Sowjetunion forderten sie von der japanischen Regierung, die Macht der Militaristen zu beseitigen, den Inhalt der Deklaration von Kairo aus dem Jahre 1943 zu erfüllen, die die Rückgabe aller seit 1914 von Japan okkupierten Länder und die Herstellung der Unabhängigkeit des koreanischen Volkes verlangte. Japan sollte okkupiert, seine völlige Abrüstung und Entmilitarisierung durchgeführt, alle Kriegsverbrecher bestraft und Demokratie und alle Grundrechte hergestellt werden. Die Deklaration beruhte auf den gleichen Grundsätzen wie das Potsdamer Abkommen.

Die japanische Regierung hat am 14. August 1945 diese Forderungen angenommen. Am 2. September 1945 wurde die Urkunde der bedingungslosen Kapitulation unterzeichnet.

Die Sowjetunion bekräftigte ihre auf der Krimkonferenz übernommene Verpflichtung, an der Seite der Alliierten in den Krieg gegen Japan in diesem Sinne einzutreten. Sie ließ sich davon leiten, dass Japan während des Krieges gegenüber der UdSSR eine eindeutig feindliche Politik betrieben und die von ihm übernommenen Verpflichtungen gemäß dem Neutralitätsvertrag mit der Sowjetunion systematisch verletzt hatte. Aus diesen Gründen erklärte die Sowjetregierung am 5. April 1945 die Kündigung des sowjetisch-japanischen Neutralitätspaktes vom 13. April 1941.

Dieser sah in Artikel 1 vor, dass beide Seiten „friedliche und freundschaftliche Beziehungen untereinander unterhalten werden“. Laut Art. 2 sollten beide Seiten Neutralität wahren, wenn eine der Seiten zum Objekt kriegerischer Handlungen seitens einer oder mehrerer dritter Mächte wird. Bald nach Abschluss des Vertrages überfiel das faschistische Deutschland die Sowjetunion und Japan begann als Verbündeter Deutschlands, diesem im Krieg gegen die UdSSR aktiv zu helfen. Am 23. Juni 1941 erklärte der japanische Außenminister Matsuoka gegenüber dem sowjetischen Botschafter, dass „die Grundlage der japanischen Außenpolitik der Dreimächtepakt ist und wenn sich der gegenwärtige Krieg und der Neutralitätspakt in Widerspruch zu dieser Grundlage und zu dem Dreimächtepakt befinden werden, so wird der Neutralitätspakt nicht mehr in Kraft bleiben“.

Japan war zum Überfall auf die UdSSR bereit. Nach der Niederlage der Faschisten vor Moskau wurde der Überfall jedoch bis Frühjahr 1942 verschoben und dann endgültig aufgegeben, was nicht heißt, dass Japan auf die Verletzung des Paktes verzichtet hätte.

Angesichts der anhaltend feindlichen japanischen Politik vollzog die UdSSR am 8. August 1945 den offiziellen Beitritt zur Potsdamer Erklärung der USA, Großbritanniens und Chinas über Japan und erklärte Japan den Krieg.
Gerade an diesem Tag wurde auch die zweite amerikanische Atombombe über Nagasaki abgeworfen. Zwei Tage vorher war Hiroshima getroffen worden. Millionen Menschen starben grausam und bis dahin unbekannte Zerstörungen von Mensch und Natur waren die Folge. Ein Verbrechen gegen die Menschheit, aber auch ein gefährliches Signal an die Sowjetunion.

Es verdeutlicht den unterschiedlichen Charakter und die gegensätzlichen Ziele der Sowjetunion und der USA und Großbritanniens auch in dieser Region. Die Sowjetunion strebte friedliche Verhältnisse und Sicherheit der Staaten und Völker an.Am Tage des Angriffs sowjetischer Truppen gegen Japan, am 14. August 1945, wurde in Moskau ein Freundschafts- und Bündnisvertrag zwischen der UdSSR und China unterzeichnet.

Beim Vertragsabschluss fand auch ein Notenwechsel zwischen beiden Staaten über die Unabhängigkeit der Mongolischen Volksrepublik, über die Souveränität Chinas, über die Mandschurei und einige andere Fragen statt. Im Ergebnis des siegreichen Kampfes gewann die UdSSR russisches Land zurück: Süd-Sachalin, das die Japaner 1904/05 geraubt hatten, und die Kurilen-Inseln. Diese Gebiete wurden gemäß Absprachen von Jalta über die Bedingungen für den Kriegseintritt der UdSSR gegen Japan an die Sowjetunion zurückgegeben. Die Niederlage Japans bedeutete einen schweren Schlag für das gesamte imperialistische Lager.

Die USA, die in Japan die alleinige Besatzungsmacht darstellten, lenkten das Land in eine andere Richtung als in der Potsdamer Deklaration festgelegt worden war. In der japanischen Verfassung wurde zwar formuliert: „Ein Recht des Staates zur Kriegführung wird nicht anerkannt“. Die Japanische Kommunistische Partei (JKP) konnte erstmals legal agieren. Die Bestrebungen zur Demokratisierung blieben halbherzig. Der japanische Kaiser wurde im Amt belassen, nur 30 Militärs wurden wegen Kriegsverbrechen verurteilt. 1950 wurden mehr als 10.000 Mitglieder der JKP wieder aus öffentlichen Ämtern entfernt.

Japan war als Konkurrent ausgeschaltet. In Abhängigkeit vom USA-Imperialismus wurde es „als Vorposten gegen den Kommunismus in das westliche Bündnissystem integriert“, wie bei Wikipedia zu lesen ist.

Die gesamte Serie zum Thema Befreiung ist auf unsere-zeit.de nachzulesen.

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"Gegensätzliche Ziele der Alliierten", UZ vom 31. Juli 2020



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