Das Bündnis Klinikrettung kritisiert, dass in allen Vorschlägen, die auf dem Krankenhausgipfel der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Anfang vergangener Woche diskutiert wurden, massive Klinikschließungen akzeptiert würden. Der Verlust der flächendeckenden klinischen Versorgung in Deutschland sei nicht in Frage gestellt worden.
Laura Valentukeviciute, Sprecherin vom Bündnis Klinikrettung, sagte: „Die Akteure auf dem Krankenhausgipfel diskutieren am Bedarf an stationärer Versorgung vorbei. Kein Mensch würde darauf kommen, Kliniken zu schließen. In der aktuellen Reformdebatte geht es aber nur darum, wie viele Krankenhäuser schließen sollten.“ Es werde nicht nach echten Lösungen gesucht, sondern „lediglich ein radikaler ‚Schließungskompromiss‘“ präsentiert, so Valentukeviciute.
So sei zum Beispiel vorgesehen, die Hälfte aller Geburtskliniken zu schließen. Auch die Schließung von „nur“ 25 Prozent – wie auf dem Krankenhausgipfel diskutiert – wäre eine Katastrophe. Dasselbe gelte für den Abbau anderer Abteilungen, wie zum Beispiel Kardiologie und Unfallchirurgie. Bei einem eskalierendem Krankheitsverlauf könne dies lebensentscheidend sein.
Die geplante Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Lauterbach und seiner Regierungskommission führten zu langen Anfahrzeiten zum nächstgelegenen Krankenhaus, Verlust wohnortnaher klinischer Ausbildungs- und Arbeitsplätze, Wegfall spezialisierter Behandlungsangebote und vieles mehr. Ländliche Regionen würden zu „Gesundheitsregionen“ zweiter Klasse degradiert.
Der „Krankenhausrevolution“ von Lauterbach setzt das Bündnis Klinikrettung ein eigenes Modell entgegen, dass eine bundeseinheitliche Krankenhausstruktur im Sinne einer „flächendeckenden, bedarfsgerechten Krankenhausversorgung“ bieten soll.
Etwa 1.300 Kliniken sollen laut Lauterbachs Reformvorschlägen Einrichtungen des Level 1 werden. Das heißt, dass sie entweder zu reinen Gesundheitszentren ohne durchgehende ärztliche Versorgung und ohne Notfallversorgung werden (Level 1i), oder dass sie zukünftig nur noch Basisleistungen anbieten (Level 1n), bei denen bei Notfällen wie einem Herzinfarkt oder einem traumatischen Verkehrsunfall keine Erstversorgung vorgesehen ist. Auch Geburten sollen laut der Reformvorschläge nur in den Kliniken der Level 2 und 3 erfolgen. Die Zahl der Geburtsstationen soll damit von den aktuell schon sehr knappen 810 auf nur 428 Einrichtungen sinken.